Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas haben Verbesserungen für die ambulante Pflege und die pflegenden Angehörigen in Deutschland gefordert. „Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation der ambulanten Pflegedienste mit Blick auf die demografischen Entwicklungen dringend zu stabilisieren und die Pflege insgesamt zukunftsfest zu machen“, sagte die Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin anlässlich des Tags der Pflegenden an diesem Sonntag. Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa forderte die Politik auf, jetzt die Voraussetzungen für die vorhersehbar immer mehr Pflegebedürftigen zu schaffen. Mit dem Tag der Pflegenden wird jährlich am 12. Mai auf deren Lage aufmerksam gemacht.
Aktuell beklagte Loheide eine dürftige Zahlungsmoral der Kranken- und Pflegekassen, aber auch vieler Kommunen. „Erhöhte Personalkosten durch Tarifsteigerungen oder durch hohe Krankenstände werden von den Kostenträgern oftmals gar nicht oder zu spät anerkannt“, sagte Loheide. „Das treibt die Pflegedienste in die Krise.“ Pflegebedürftige reduzierten wegen ständig steigender Eigenanteile die Leistungen der Dienste oder bestellten sie ganz ab. „Wenn das Geld der Pflegeversicherung nicht mehr ausreicht, ist die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen gefährdet“, warnte Loheide.
Die Diakonie-Vorständin forderte die Ampel-Koalition auf, „kurzfristig“ gesetzlich dafür zu sorgen, dass der Zahlungsverzug der Leistungsträger unterbunden werde. Bei gestiegenen Kosten müssten rasche Neuverhandlungen angesetzt werden. „Den Pflegediensten geht die Luft aus. Sie können nicht dauerhaft in Vorleistung gehen“, warnte Loheide.
Nötig sei ferner eine umfassende Pflegereform. „Dazu müssen die Situation der Pflegedienste in einem flächendeckenden Monitoring erfasst, die bürokratischen Anforderungen an die Dienste reduziert und nicht zuletzt die Sachleistungen der Pflegeversicherung an den heutigen Bedarf und die deutlich gestiegenen Kosten angepasst werden.“
Drei Viertel der Pflegebedürftigen werden zuhause betreut
Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa erinnerte daran, dass rund drei Viertel der Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause betreut würden. „Wir werden auf diese Ressource in den nächsten Jahren noch intensiver angewiesen sein, wenn die Babyboomer Pflege brauchen“, sagte sie. „Wir brauchen verlässliche soziale Infrastrukturen, die tags und nachts die Angehörigen entlasten.“ Auch Kur-Angebote für pflegende Angehörige und weiterentwickelte Regeln für Freistellung und Lohnersatz seien nötig.
„Vor allem aber brauchen wir endlich eine Regelung für die migrantischen Betreuungskräfte, die mit den Pflegebedürftigen in ihrem Haushalt leben“, forderte Welskop-Deffaa. Für einen guten Ausgleich der Bedürfnisse der Familien und der Betreuungskräfte brauche es einen gesetzlichen Rahmen.