Symbolbild: Die „Bild“-Zeitung gehört zum Axel-Springer-Verlag.  (dpa)
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Die „Bild“-Zeitung hat dem russischen Auslandssender RT DE „Spionage-Aktivitäten auf deutschem Boden“ vorgeworfen. Für das Ausspionieren des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny im vergangenen Jahr soll „Russlands Führung den russischen Auslandssender RT DE“ genutzt haben, „der wiederum auf zwei deutsche Angestellte zurückgriff“. RT DE selbst kündigte am Dienstag an, dass es nach „absurden Spionagevorwürfen“ mit einer Klage gegen „Bild“ vorgehen möchte.

Als Kronzeugen verwies „Bild“ auf den RT DE-Reporter Daniel Lange, der der Tageszeitung ein Interview gab. Zudem soll die „Bild“ unter anderem über „geheime Chat-Protokolle der Führung von RT DE“ verfügen, die den Spionagevorwürfen Gewicht verleihen würden.

Der investigative Journalist Lange soll mit einem Kollegen den Auftrag erhalten haben, alles über Nawalny herauszufinden. Der Kremlkritiker befand sich zur Behandlung im Berliner Krankenhaus Charité, nachdem er vermeintlich in Russland vergiftet worden war. Später soll von Lange erwartet worden sein, sich „als Patient“ getarnt Zugang in das Krankenhaus zu verschaffen. Sollte er in die Nähe der Intensivstation kommen, dann sollte er sich als „jemand von Cinema for Peace und Nawalnajas Freund“ ausgeben. Laut „Bild“ lehnte Lange ab und sagte: „Ich bin kein Geheimagent!“

„Ich habe immer mehr erkannt, dass die ‚Gegner‘ in dem Fall nicht irgendwelche anderen Journalisten der Konkurrenz waren, sondern eben die Polizei und die Soldaten, die die Einrichtungen bewachen, deren Schwachpunkte ich finden sollte. Als ich das realisiert habe, kam ich mir echt schäbig vor“, sagte Lange der „Bild“.

Lange versuchte seine Aussagen mit Screenshots von Chat-Verläufen mit Vorgesetzten zu untermauern. In einem Beitrag vom Donnerstag gab RT DE an, dass solche Chats „normale journalistische Praxis“ wären. RT DE bestätigte, dass Lange gebeten wurde, in das Charité-Krankenhaus zu gehen. Dabei sollte er lediglich „journalistisches Material“ sammeln. RT DE sieht Unterdrückungsversuch

„Uns Spionage vorzuwerfen und gleichzeitig Bilder von jedem kleinen Schritt Nawalnys zu veröffentlichen – einschließlich Fotos seiner Wache und der Krankenstation… Falls der russische Geheimdienst zusätzliche Informationen bräuchte, würde er ein BILDplus-Abo kaufen“,kommentierte die Geschäftsführerin von RT DE, Dinara Toktosunova die Vorwürfe.

Jekaterina Mawrenkowa, Chief Transformation Officer (CTO) von RT DE, sagte: „Was wir derzeit in Deutschland sehen, ist ein klarer Versuch, RT zu unterdrücken.“

Daniel Lange arbeitete ab 2016 für RT DE. Seit Juli 2019 sei der Filmemacher festangestellt gewesen – bis zu seiner Kündigung am 8. März 2021, so „Bild“. Er hat für das Nachrichtenportal rund 20 Videodokumentationen produziert.

TRT Deutsch