Im Berliner Senat gibt es Überlegungen, den Flughafen Tegel vorübergehend zu schließen und den Luftverkehr auf den Flughafen Schönefeld zu konzentrieren, berichtet die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag. Hintergrund sind die massiven Einbrüche bei den Passagierzahlen um mehr als 90 Prozent an den Berliner Flughäfen aufgrund von Sars-CoV-2. Ziel der Betreiber ist es, Kosten in Millionenhöhe einzusparen.
„Also ich werde hier nicht das Versprechen abgeben, dass zum Beispiel Tegel oder eine andere Betriebsstätte des Flughafens nicht temporär geschlossen wird“, sagte Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) am Mittwoch im Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses.
Im Bundesverkehrsministerium gibt es jedoch starke Vorbehalte gegen eine vorübergehende Schließung des Flughafens Tegel. Laut dpa drängt der Bund darauf, beide Berliner Flughäfen offen zu halten. Grund sei, grundsätzlich die Infrastruktur funktionsfähig zu halten - vor allem auch für Frachtflüge und Urlaubsrückkehrer. Der Bund hält Anteile an der Flughafengesellschaft und ist im Aufsichtsrat vertreten.
Verkehrsminister Scheuer: Schließung „fataler Fehler“
Eine Schließung des Berliner Flughafens Tegel im Zuge der Corona-Krise wäre aus Sicht von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ein „fataler Fehler“. „Die Hauptstadt braucht die Anbindung über die beiden Flughäfen“, sagte Scheuer im Interview mit Bild.tv. „Deutschland muss flexibel bleiben in allen Infrastruktureinrichtungen.“ Nur weil der Betrieb auf Null runtergefahren sei, dürfe nicht einfach ein Flughafen geschlossen werden. „Eine Stadt der Luftbrücke darf nicht so geschichtsvergessen sein“, sagte Scheuer.
„Es gibt noch Gesprächsbedarf.“, kommentierte Kollatz die Lage. Wichtig sei, eine gemeinsame Linie aller drei Gesellschafter zu finden.
Nach dpa-Informationen könnte die Entscheidung über Tegel nächste Woche fallen. Am Montag tagen die Flughafen-Gesellschafter. Zunächst wird demnach eine Betriebspause bis zum 31. Mai erwogen. Mit einer Vorlaufzeit von zwei Wochen wäre der Flughafen wieder ans Netz zu bringen. Darüber berichtete auch die „Märkische Oderzeitung“.
Das Land Berlin ist zu mehr als einem Drittel an den Hauptstadt-Flughäfen Schönefeld und Tegel beteiligt. Der Flughafen Tegel soll mit der Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER Ende Oktober ohnehin komplett geschlossen werden.
