Auch Baden-Württemberg will aus dem ehemaligen Königreich Benin in der heutigen Provinz Edo geraubte Bronzen an Nigeria zurückgeben. Das Stuttgarter Linden-Museum soll hierzu konkrete Skulpturen und Reliefs für eine Rückgabe identifizieren und mit der nigerianischen Seite verhandeln, wie das Kunstministerium am Mittwoch mitteilte. Damit soll die Ende April von politischer Ebene und Museumsexperten getroffene Verabredung zum Umgang mit Benin-Bronzen in deutschen Museen umgesetzt werden. Solche Prozesse laufen auch in Berlin, Köln, Hamburg und Dresden.
„Die Spuren des Kolonialismus finden sich in den musealen Sammlungen des Landes, hier gibt es zahlreiche Kulturgüter, die in kolonialem Kontext zu Unrecht erworben wurden“, sagte Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) am Mittwoch. Vor kurzem hatte das Land auch Objekte an Namibia zurückgegeben.
Herkunft aller Objekte lässt sich nicht vollumfänglich aufklären
Im Bestand des Linden-Museums befinden sich 78 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin, darunter 64 Bronzen. Die Herkunft dieser Objekte ist laut Ministerium nicht in allen Fällen vollumfänglich aufklärbar. Aber man müsse davon ausgehen, dass diese zumindest weit überwiegend im Jahr 1897 während einer brutalen britischen Strafexpedition aus dem Palast des Königshauses Benin geraubt und anschließend zur Refinanzierung der Militäraktion versteigert wurden. Das Linden-Museum hat den größten Teil seiner Objekte aus dem früheren Benin, dessen Gebiet im heutigen Nigeria liegt, bereits 1899 in Berlin erworben.
Auch die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen besitzen etwa 30 Objekte mit wahrscheinlicher Herkunft aus dem ehemaligen Königreich Benin. Um die dortige Provenienz ihrer Bestände belegen zu können, haben die Museen jetzt beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste einen Forschungsantrag gestellt. Mit dem vorhandenen Personal lasse sich diese aufwendige Arbeit nicht bewältigen.
Bronzen aus Benins Palast in zahlreichen deutschen Museen
Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin sind in zahlreichen deutschen Museen zu finden. Auch im Berliner Humboldt Forum sollen sie ausgestellt werden. An den Gesprächen zur Vorbereitung für Rückgaben beteiligt sind zunächst das Linden-Museum, das Museum am Rothenbaum (Hamburg), das Rautenstrauch-Joest-Museum (Köln), das Völkerkundemuseum Dresden sowie das Ethnologische Museum Berlin.
Allein das Berliner Museum verfügt über rund 500 historische Objekte aus dem damaligen Königreich, darunter etwa 400 Bronzen. Der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu dem das Ethnologische Museum gehört, hat Ende Juni den Weg frei gemacht für Verhandlungen mit zuständigen Stellen in Nigeria über die Rückführung von Objekten. Ziel seien „substanzielle Rückgaben“ im kommenden Jahr.