Der für den Personenfernverkehr zuständige Bahn-Vorstand Michael Peterson hält eine Pünktlichkeit von 99 Prozent wie in Japan hierzulande für nicht erreichbar. „In Deutschland teilen sich Güter-, Regional- und Fernverkehrszüge ein und dasselbe Schienennetz. Dieses Konzept ist nicht auf 99 Prozent Pünktlichkeit ausgelegt“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“ (Donnerstag).
Die Bahn hoffe nach Abschluss vieler Baustellen in absehbarer Zeit wieder mehr als 80 Prozent zu erreichen, sagte der Manager. Eine wichtige Etappe sei dabei die Sanierung der Bahnstrecke zwischen Frankfurt am Main und Mannheim bis Ende 2024. „Und mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2025 werden sich viele Fahrtzeiten im Fernverkehr verringern“, sagte Peterson. „Bis 2030 wird die Bahn Jahr für Jahr und Schritt für Schritt deutlich besser.“ Die Bahnkunden bräuchten noch etwas Geduld mit der Bahn. „Es wird aber nicht Jahrzehnte dauern, bis die Bahn in einem erheblich besseren Zustand als heute ist.“
Derzeit bremsten die vielen Baustellen den Bahnverkehr erheblich, sagte Peterson. „Aktuell fahren fast 70 Prozent der Fernverkehrszüge durch mindestens eine Baustelle.“ Trotzdem kommen nach seinen Worten rund 65 Prozent pünktlich an. „Das wäre übrigens bei Baustellen auf der Autobahn undenkbar.“
Die Spitzen der Berliner Ampel-Koalition hatten Ende März festgestellt, dass die Bahn zur Deckung des Investitionsbedarfs bis 2027 rund 45 Milliarden Euro benötigt. Im Mittelpunkt der Bemühungen stehen Generalsanierungen: Mehr als 40 besonders belastete und besonders wichtige Strecken sollen für jeweils fast ein halbes Jahr komplett gesperrt werden, um in einem Rutsch alles zu reparieren, was es zu reparieren gibt: Bahnhöfe, Oberleitungen, Schienen, Weichen und vieles mehr.