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Marcel Herrmann spielt fürdie deutsche Nationalmannschaft des Amputierten-Fußballs.„Anpfiff Hoffenheim“ ist der Verein, in dem er momentan kickt und trainiert. Das Bein hat er bei einem Motorradunfall verloren. Aus den Berichten wisse er, dass er bei dem Unglück mit 70 km/h in einer leichten Rechtskurve aus unbekannter Ursache in den Gegenverkehr geriet. Schwer verletzt entging er nur knapp dem Tod. Erinnern könne er sich daran aber nicht.

Der Unfall, der ihm 2014 mit 22 Jahren zustieß, habe sein Leben auch positiv verändert. Bei einer notwendigen Umschulung zum Maschinentechniker bei Daimler erwarb er die Fachhochschulreife. Aktuell studiert er Wirtschaftsingenieurwesen in Kaiserslautern. Nach seinem Abschluss im März hoffe er auf eine interessante Stelle im Daimler-Konzern.

Fußball spielen wolle er weiter bei „Anpfiff“, wie schon lange vor dem Unfall beim FV Dudenhofen und FV Heiligenstein.

Amputierten-Fußball ähnlich aber anders

Beim Amputierten-Fußball, den es in Deutschland erst seit 2009 gibt, sind die Abmessungen und die Regeln etwas anders. Sechs Feldspieler, Männer und Frauen, die beliebig oft ausgewechselt werden können, kicken 25 Minuten pro Halbzeit auf einem Feld, das nur 21 mal 31 Meter misst. Auch die Tore messen nur zwei mal drei Meter.

Rund 30 Frauen und Männer trainieren aktuell bundesweit in Braunschweig, Hoffenheim und Ludwigsburg. Die Regeln im Amputierten-Fußball sind ein wenig anders. Im Tor steht ein Armamputierter, die Spieler sind beinamputiert. „Die Krücken einzusetzen ist wie eine Hand“, erklärt Herrmann der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Ein Abseits gibt es ebenfalls nicht.

Zwei Jahre nach seinem Unfall traf Herrmann am Mannheimer Hauptbahnhof zufällig ein beinamputiertes Mädchen mit vielen Volleybällen. Erst sie habe ihm von „Anpfiff Hockenheim“ erzählt und ihn auf die Idee gebracht, sich bei einem Fußballverein anzumelden. Der Verein fördert nicht nur Amputierten-Fußball, sondern viele weitere Sportarten für Menschen mit Behinderung.

„In der Türkei sind wir wie Profispieler empfangen worden“

Herrmann sei es wichtig, den Verein bekannter und Amputiertenfußball populärer zu machen. „In der Türkei sind wir bei der EM 2017 wie Profispieler mit dem Bus in ein riesiges, vollbesetztes Stadion gefahren worden“, sagt er im Interview. In der Türkei und in England gibt es bereits organisierte Ligen.

Immerhin vertritt die Nationalmannschaft bei internationalen Turnieren Deutschland. Bei der letzten WM 2014 in Mexiko erreichte die Nationalelf den 13. Platz, Weltmeister wurde Russland. Auch in Polen gebe es viel mehr Amputierten-Fußballer. Diese würden wie Helden gefeiert.

Einmal im Monat versammeln sich amputierte Spieler aus ganz Deutschland für ein Wochenende in Sinsheim, um gemeinsam für die nächste Europameisterschaft zu üben. Wegen der Corona-Krise fiel die EM dieses Jahr aus. Gemeinsames Ziel der Kicker aus aller Welt sei, dass Amputierten-Fußball paralympisch wird.

TRT Deutsch