Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens hat in Stuttgart eine Gedenkveranstaltung stattgefunden. Wie das Amt für Auslandstürken und verwandte Gemeinschaften (YTB) am Freitag auf seiner Internetseite mitteilte, hob
YTB-Präsident Abdullah Eren bei der Veranstaltung die Leistungen der Türkischstämmigen in Deutschland in diversen Lebensbereichen hervor. Auch der türkische Generalkonsul in Stuttgart, Erkan Öner, der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, Frank Noppe, und die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras nahmen an der Gedenkveranstaltung teil.
Die Türkischstämmigen in Deutschland, deren Zahl inzwischen bei etwa dreieinhalb Millionen liege, erbringen laut Eren in zahlreichen Bereichen wie Wirtschaft, Politik, Bildung oder Sport nennenswerte Leistungen. Als prominente Beispiele hierfür nannte er das Medizinerpaar Özlem Türeci und Uğur Şahin, die den Impfstoff von Biontech/Pfizer entwickelten. Die Forscher zeigten, wozu Menschen mit türkischem Migrationshintergrund imstande seien.
„Dilek Gürsoy mit ihren bedeutsamen Arbeiten in der Medizin, Feridun Zaimoğlu mit seinen wichtigen Beiträgen in der deutsch-türkischen Literatur, der Dirigent des Sinfonieorchesters Köln, Betin Güneş, der weltberühmte Fußballer Mesut Özil und viele weitere, die wir nicht einzeln aufzählen können, sind wertvolle Persönlichkeiten – sowohl für die Türkei als auch für Deutschland“, so der YTB-Präsident.
Warnung vor Rassismus
Auf die Rolle der Türkischstämmigen in der Wirtschaftswelt ging Eren dabei gesondert ein. In 50 verschiedenen Branchen ermöglichten diese die Beschäftigung von etwa 400.000 Menschen. „Diese Betriebe tragen zur Weiterentwicklung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit unserem wichtigsten Handelspartner Deutschland bei, mit dem unser Handelsvolumen bei über 30 Milliarden Euro liegt“, fügte er hinzu. Die Unternehmen der Türkischstämmigen in Baden-Württemberg seien in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung.
Die zivilgesellschaftlichen Organisationen der türkischen Community in Deutschland führten ihre Aktivitäten im kulturellen, wirtschaftlichen, politischen und vielen weiteren Bereichen ebenfalls fort. Es sei jedoch eine stärkere politische Beteiligung der Türkischstämmigen auf allen möglichen Ebenen notwendig, räumte Eren dabei an. Auf diese Weise könnten die Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland weiter gestärkt werden.
Eren sprach bei der Gedenkveranstaltung auch den Aufstieg des Rechtsextremismus und Rassismus in westlichen Ländern an. „Laut den Daten des Bundesinnenministeriums verloren 29 türkischstämmige Menschen seit dem Jahr 1990 bei rassistischen Anschlägen ihr Leben“, erinnerte er. Er tat aber auch seine Hoffnung für ein künftig friedlicheres Zusammenleben kund. „Egal was passiert: Wir bevorzugen es, mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken.“