Die Familie der Opfer des Brandanschlags von Solingen hat zu einem stärkeren Zusammenhalt gegen Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland aufgerufen. Kamil Genç, der bei dem rassistischen Anschlag seine beiden Töchter und zwei Schwestern verloren hat, rief dazu auf, an den Gedenkveranstaltungen am Sonntag in Solingen teilzunehmen. „Wenn mehr Menschen hierher kämen, könnten wir unsere Einheit stärker demonstrieren“, erklärte Genç gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag.
Das Haus der türkischen Einwandererfamilie war am 29. Mai 1993 von vier Rechtsextremisten in Brand gesetzt worden. Die Täter wurden gefasst und zu zehn bis 15 Jahren Haft verurteilt. Bei dem Brand kamen drei Kinder (Saime Genç, Hülya Genç, Gülistan Genç) und zwei Frauen (Hatice Genç und Gürsün Ince) ums Leben. 14 weitere Menschen, darunter mehrere Kinder, wurden bei dem Anschlag verletzt.
Obwohl in den vergangenen Jahren viele Zusagen zur Bekämpfung von Rassismus gemacht worden seien, bleibe Rechtsextremismus ein ernstes Problem in dem Land, erklärte Kamil Genç. „Ich hoffe sehr, dass wir den Rassismus eines Tages loswerden. Aber solange es Nazigruppen auch innerhalb des Staates gibt, glaube ich nicht, dass das so einfach sein wird.“
Mevlüde Genç, die bei dem Anschlag zwei Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte verloren hat, sagte, dass ihr Schmerz nie vergehen werde. Sie betonte, wie wichtig die Solidarität zwischen der türkischen und der deutschen Gemeinschaft sei, um ähnliche rassistische Angriffe in Zukunft zu verhindern. „Lasst uns aufhören, Menschen als gebürtige Deutsche und als Ausländer zu bezeichnen. Wir sind alle ein Teil dieses Landes“, rief Mevlüde Genç zur Versöhnung und Einheit auf.
„Unterstützen wir uns gegenseitig, umarmen wir uns, teilen wir den Schmerz des anderen.“
29 Mai 2022
TRT Deutsch
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