Etwa 300 Demonstranten haben am Samstag an den Brandanschlag in Lübeck auf ein Heim für Asylbewerber vor 25 Jahren erinnert. Die Organisatoren, die Initiative „Hafenstraße 96“, forderten auch ein Untersuchungsausschuss, das sich mit den Hintergründen des Brandanschlags beschäftigen soll. An der Demo nahmen auch Überlebende und Angehörige der Opfer der Brandanschläge in Mölln und Lübeck teil.
Bei dem Brandanschlag in der Hafenstraße waren am 18. Januar 1996 zehn Bewohner des Flüchtlingsheims ums Leben gekommen. Weitere 38 Menschen waren bei dem Brand verletzt worden. Die Opfer stammten hauptsächlich aus Afrika. Die Täter wurden nie gefasst. Die Polizei verdächtigte zwar die Hausbewohner selber, Kritiker verortnen den Anschlag jedoch in eine Reihe von Verbrechen in Lübeck, die Mitte der 1990er Jahre von Rechtsextremisten verübt wurden oder einen solchen Hintergrund vermuten lassen. Gegen die eingesetzte Ermittlungskommission und die Staatsanwaltschaft wurden wiederholt von der Öffentlichkeit und den Hausbewohnern schwere Vorwürfe erhoben.
Die Initiatoren der Demo gehören zu den Skeptikern und vermuten Neonazis hinter dem Lübecker Brandanschlag von 1996. Die Polizei hatte damals noch in der Nacht des Anschlags vier junge Männer aus der rechten Szene festgenommen. Trotz Sengspuren wurden sie jedoch einen Tag später wieder freigelassen. Die Männer haben die Tat später im Zuge der Ermittlungen gestanden, die Geständnisse jedoch wieder zurückgezogen.
Die Initiative „Hafenstraße 96“ hat eine aktuelle Petition zur Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses gestartet. Die an den Landtag von Schleswig-Holstein gerichtete Petition wird bereits von mehr als 5000 Unterzeichnern unterstützt.
Die Demo ist Teil einer Gedenkwoche, die seit einer Woche andauert und diesen Montag mit einer Gedenkveranstaltung um 18 Uhr in der Hafenstraße in Lübeck enden soll. Die Veranstaltung wird coronabedingt über das Internet gestreamt und kann auf der Videoplattform YouTube live verfolgt werden.