15.05.2021, Berlin: Teilnehmer der Demo verschiedener palästinensischer Gruppen laufen mit Palästina-Flaggen durch Neukölln. Zum jährlichen Gedenktag Nakba am 15. Mai erinnern Palästinenser an die Flucht und Vertreibung von Hunderttausenden Palästinensern aus dem Gebiet des späteren Israels. (dpa)
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Bei Solidaritätskundgebungen für die Palästinenser angesichts der Gewalteskalation im Nahen Osten sind am Wochenende in Europa und Nordamerika zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen. In Berlin und Paris kam es zu Ausschreitungen sowie Festnahmen bei anti-israelischen Protesten. In Berlin wurden mehr als 90 Polizisten verletzt. Auch in London, Madrid, Rom und Athen forderten Demonstranten ein Ende der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen, ebenso in New York und Toronto.

In Berlin-Neukölln gab es Konfrontationen bei einer pro-palästinensischen Demonstration am Samstag mit etwa 3500 Teilnehmern, bei der laut Polizei israelfeindliche und gewaltverherrlichende Parolen gerufen wurden. 93 Polizisten wurden nach Angaben der Polizei insbesondere bei dieser und auch weiteren Demos in Berlin verletzt. 59 Demonstranten wurden demnach unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs festgenommen. Auch in Stuttgart, Mannheim, Frankfurt am Main und weiteren Städten kam es zu Vorfällen.

Rund 22.000 Menschen kamen in ganz Frankreich zu landesweit 60 pro-palästinensischen Kundgebungen zusammen. In Paris gingen nach Angaben der Behörden am Samstag trotz eines Demonstrationsverbots bis zu 3500 Menschen im Viertel Barbès auf die Straße. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, um das Verbot durchzusetzen. 4200 Polizisten waren im Einsatz.

Manche Demonstranten warfen Steine auf die Beamten und starteten AFP-Korrespondenten zufolge eine Art Katz-und-Maus-Spiel mit den Sicherheitskräften über mehrere Straßen hinweg. Dabei riefen die Demonstranten immer wieder „Befreit Palästina“. Die Staatsanwaltschaft erklärte am Sonntag, 45 Menschen seien festgenommen worden. Insgesamt wurden 367 Menschen mit einem Bußgeld belegt, wie das Innenministerium mitteilte.

150.000 Demonstranten in London In London forderten tausende Demonstranten die britische Regierung auf, sich für ein Ende der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen einzusetzen. Vor der israelischen Botschaft schwenkten sie palästinensische Flaggen und hielten Schilder hoch, auf denen unter anderem die „Befreiung“ der Palästinensergebiete von der israelischen Besatzung gefordert wurde. Die Organisatoren der Proteste in London sprachen von 150.000 Teilnehmern, die Polizei machte dazu keine Angaben. In Madrid gingen nach Polizei-Angaben etwa 2500 Menschen zur Unterstützung der Palästinenser auf die Straße. „Das ist kein Krieg, das ist Völkermord!“, riefen Demonstranten auf dem Weg zum zentralen Platz Puerta del Sol. Die Demonstranten riefen die Europäer auf, mit Israel nicht länger zu kooperieren. Zu ähnlichen Szenen kam es bei Protesten in Athen, Rom und Warschau. Wie in Europa gingen auch in den USA und Kanada am Samstag tausende Demonstranten auf die Straße. Im New Yorker Stadtteil Brooklyn versammelten sich etwa 2000 Menschen und schwenkten palästinensische Fahnen. „Ich fordere Präsident Joe Biden und seine Regierung auf, das Töten nicht weiter zu unterstützen“, sagte der 73-jährige Palästinenser Mashhour Ahmad, der seit 50 Jahren in New York lebt. Auch in Boston und Washington fanden Kundgebungen statt, ebenso in Kanadas Metropolen Montreal und Toronto. Trotz internationaler Vermittlungsversuche hält die schwerste Gewalteskalation seit Jahren zwischen Israel und Palästinensern seit Tagen an. Die israelische Armee griff seit vergangenem Montag hunderte Ziele im Gazastreifen an. Dabei wurden nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörden bislang mehr als 180 Menschen getötet und mehr als 1200 weitere verletzt. Durch die Raketenangriffe der Hamas wurden in Israel zehn Menschen getötet und mehr als 280 weitere verletzt.

AFP