22.07.2023, Griechenland, Rhodos: Ein Löschhubschrauber fliegt über einen Strand während ein Waldbrand auf der griechischen Insel Rhodos wütet. / Photo: dpa / Photo: DPA (dpa)
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Für Tausende Touristen auf Rhodos ist der Urlaub am Samstag zum Alptraum geworden. Bereits seit Tagen brannte es in der dicht bewaldeten Mitte der Insel, die Feuerwehr hatte die Flammen unter Kontrolle - bis am Samstagmittag plötzlich der ohnehin starke Wind drehte und die Flammen direkt auf Touristenhochburgen und Dörfer im Süden und Südosten der Insel zutrieb. Laut griechischer Regierung wurden seit Samstag 19.000 Menschen aus Dörfern und Hotels in Sicherheit gebracht worden. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Sonntagvormittag mit.

Es handele sich um die größte Evakuierungsaktion, die es jemals in Griechenland gegeben habe, hieß es. Nach ersten Schätzungen der Polizei seien 16.000 Menschen auf dem Landweg und 3000 Menschen von Stränden aus über das Meer in Sicherheit gebracht worden.

Vorsorglich seien bislang zwölf Dörfer sowie sämtliche Hotels in den betroffenen Regionen evakuiert worden. Besonders betroffen war die bei Touristen beliebte Region rund um den Ferienort Lindos mit seiner berühmten Akropolis aus dem 4. Jahrhundert.

Feuer erreicht Dorf Laerma

Am späten Samstagabend erreichten die Flammen das bereits evakuierte Dorf Laerma - erste Häuser standen in Flammen, wie griechische Medienberichte zeigten. Das Außenministerium aktivierte einen Krisenstab beim Zivilschutz, der damit beauftragt ist, sich um jene Touristen zu kümmern, deren Hotels und Unterkünfte evakuiert wurden.

„Es waren noch nie so viele Dörfer betroffen“, sagte eine Deutsche, die seit Jahren auf der Insel wohnt, der Deutschen Presse-Agentur am Samstagabend. „Sonst brennt es eher in Richtung Westküste. Diesmal aber kam das Feuer über den Berg nach Südosten.“ In ihrer Ortschaft Lachania seien alle Menschen auf den Beinen und warteten, ob auch ihr Dorf evakuiert werde. Der Strom sei schon vor Stunden ausgefallen, sie sitze im Dunkeln. „Ich habe das Wichtigste ins Auto gepackt, Wasser, Futter für meinen Hund. Aber ich warte auf die Anweisungen der Behörden, es hilft ja nicht, kopflos irgendwo hinzufahren.“

Lange Schlangen von flüchtenden Menschen

Videoaufnahmen in griechischen und sozialen Medien zeigten lange Reihen von Menschen, die zu Fuß ihre Urlaubsorte verließen - manche waren panisch, andere blieben gelassen, einige hatten ihre Koffer dabei, andere nichts außer den Kleidern am Leib. Wo sie so schnell unterkommen sollen, war am Samstagabend unklar.

Der Staatssender ERT berichtete, eine Fähre sei auf dem Weg, auf der etliche Menschen zunächst Unterschlupf finden könnten. Auf der Insel selbst dürfte es um diese Jahreszeit mitten in der touristischen Hauptsaison kaum freie Unterkünfte geben.

20,000 deutsche Urlauber betroffen

Von den Evakuierungen der Hotels waren auch Deutsche betroffen. „Auf der Insel halten sich derzeit insgesamt rund 20.000 deutsche Urlauber von Reiseveranstaltern auf, betroffen von den Evakuierungen ist nur ein kleinerer Teil“, teilte eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV) der dpa am Samstagabend mit. „Für die Evakuierten sind Sammelpunkte im Norden der Insel geplant, bis die Feuer gelöscht sind. Oberste Priorität hat der Schutz von Leib und Leben.“

Dem DRV zufolge wollen sich Reiseveranstalter an ihre Kunden wenden, die in den nächsten Tagen eine Reise nach Rhodos planen. Sie würden dann die Information erhalten, ob die Reise stattfinden könne.

22.07.2023, Griechenland, Rhodos: Ein Löschhubschrauber fliegt über einen Strand während ein Waldbrand auf der griechischen Insel Rhodos wütet. (dpa)

Internationale Hilfe bei Löscharbeiten – Athen dankt Ankara

Wegen des Waldbrands auf Rhodos, aber auch anderen großen Bränden in Griechenland sind mittlerweile Hunderte Feuerwehrleute aus Rumänien, Bulgarien, Polen, der Slowakei und Malta zur Verstärkung angereist.

Türkiye, Frankreich, Italien, Zypern, Israel und Jordanien beteiligen sich mit Löschflugzeugen und Hubschraubern an den Löscharbeiten, teilte der griechische Zivilschutz mit.

Ministerpräsident Mitsotakis bedankte sich für die Hilfe aus dem Nachbarland Türkiye per Twitter: „Wir danken Türkiye für die Entsendung von zwei Löschflugzeugen und einem Hubschrauber, die uns bei der Bekämpfung der Waldbrände unterstützen. Vielen Dank, Türkiye!“

Hitzewelle über Griechenland hält an

Die Hitzewelle, die seit Freitag in Griechenland herrscht, wird nach Angaben der Meteorologen mit kleinen Schwankungen auch in der kommenden Woche andauern. Am Mittwoch wird ein neuer Höhepunkt mit Temperaturen um die 46 Grad in Südgriechenland erwartet. Die Feuerwehr warnte abermals vor großer Waldbrandgefahr. „Uns stehen noch schwierigere Zeiten bevor“, sagte ein Sprecher.

Im Zuge der globalen Erwärmung steigt in vielen Regionen die Waldbrandgefahr, wie etwa der Weltklimarat IPCC festgestellt hat. Zwar kann ein wärmeres Klima dazu beitragen, dass mehr Wasser vom Himmel fällt, auch häufiger in Form von Starkregen. Die Zeiträume ohne Niederschläge werden aber teils länger. Und gerade in ohnehin trockenen Gebieten steigt die Gefahr von Dürreperioden. In extrem trockener Vegetation können sich Waldbrände schneller ausbreiten.

TRT Deutsch und Agenturen