In der spanischen Stadt Elche, der drittgrößten Stadt der Region Valencia, ist kürzlich ein wichtiger Fahrradweg entfernt worden. Das führte zu Protesten von Radfahrern, die die Straße mit ihren Fahrrädern zurückzuerobern versuchten. Die Bemühungen blieben jedoch erfolglos, da die neuen Straßenpläne mehr Raum für Autos vorsehen.
Seit den Kommunalwahlen am 28. Mai regiert in mehr als 100 Gemeinden in Spanien eine Koalition aus der konservativen Partido Popular (PP) und der rechtsextremen Vox-Partei. In vielen dieser Gemeinden steht der innerstädtische Verkehr und die Nutzung von Fahrrädern im Mittelpunkt der Diskussionen. Die PP und Vox planen, die Entscheidung, mehr Platz für Autos auf den Straßen zuzulassen, beizubehalten. Die örtlichen Behörden betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen Fahrradwege sind. Einige dieser Radwege würden falsch platziert und könnten Gefahren im Straßenverkehr verursachen. Einige Anwohner beklagen zudem den Verlust von Parkplätzen durch die Radwege.
Die Finanzierung der Fahrradwege erfolgte im Rahmen eines größeren EU-Projekts zur Schaffung von Umweltzonen in der Stadt. Es besteht die Möglichkeit, dass die Behörden nun die erhaltenen Gelder zurückzahlen müssen.
Auch in den Gemeinden Valladolid, Palma de Mallorca und Gijón sollen Radwege entfernt und Umweltzonen aufgehoben werden.
Die ehemalige Stadträtin für Mobilität, Esther Díez, hat den Plan, einen Straßenraum zu schaffen, in dem Radfahrer sich die Straße mit Autos und Motorrädern teilen müssen, als „barbarisch“ bezeichnet. Sie behauptete, dass die neue Regierung von „Fanatismus“ getrieben sei.
Die Abschaffung von Radwegen ist eine Politik, die von einigen rechten Regierungen verfolgt wird. Sie begann mit dem Madrider Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida im Jahr 2019. Es sind jedoch nicht nur die rechten Parteien, die eine autofreundliche Haltung einnehmen. Auch der neue Bürgermeister von Barcelona, Jaume Collboni, plant, einen ehemaligen Fußgängerbereich in der Carrer Pelai in Parkplätze umzuwandeln, um der gestiegenen Parknachfrage gerecht zu werden.
Verkehrsentwicklungen in Deutschland
In Deutschland hingegen zeigt sich ein gegenteiliger Trend, der auf umweltpolitische Maßnahmen, die Coronavirus-Pandemie, die Wirtschaftslage und steigende Treibstoffpreise zurückgeführt wird. Seit der Einführung des Deutschlandtickets und der Förderung des öffentlichen Nahverkehrs im Mai ist der Autoverkehr in deutschen Großstädten im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie deutlich zurückgegangen.
Berlin verzeichnete im ersten Halbjahr 2023 einen durchschnittlichen Rückgang von 14 Prozent im Vergleich zu 2019, während es in Hamburg und München sieben bzw. fünf Prozent weniger Autoverkehr gab. Ebenfalls zeigte eine Erhebung im November 2022, dass in Köln das Auto nur noch für 25 Prozent aller Fahrten genutzt wird, im Vergleich zu 35 Prozent im Jahr 2017. Infolgedessen haben Fußgänger- und Fahrradverkehr stark zugenommen.
Laut einer Umfrage im Rahmen der Clean Cities Campaign sind 62 Prozent der Einwohner in Barcelona, Paris, London, Brüssel und Warschau dafür, Autos an bestimmten Wochentagen aus den Städten zu verbannen, um die Abhängigkeit vom Öl zu verringern.