Nach tödlichen Schüssen bei einer Polizeikontrolle in Paris sind drei Polizisten in Gewahrsam genommen worden. Die Beamten - zwei Männer und eine Frau - würden seit Sonntagnachmittag von der für interne Ermittlungen zuständigen Polizeitruppe IGPN wegen des Verdachts der „Waffengewalt einer Amtsperson“ befragt, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Sie dürften bis zu 48 Stunden lang in Gewahrsam gehalten werden.
Die drei Polizisten hatten am Samstag auf die Insassen eines Autos geschossen, das nach ihren Angaben im Zuge einer Kontrolle auf sie zugerast war. Der Fahrer wurde durch die Schüsse schwer verletzt, eine Frau, die am Kopf getroffen wurde, erlag nach Angaben aus Ermittlungskreisen am Sonntagabend ihren Verletzungen. Der Fahrer schwebte am Abend nicht mehr in Lebensgefahr.
Zur Gewahrsamnahme der drei Polizisten erklärte die Staatsanwaltschaft: „Diese Maßnahme wurde wegen der Schwere der Folgen der abgegebenen Schüsse ergriffen und um die Umstände des Einsatzes ihrer Waffen zu überprüfen.“
Fahrzeuginsassen bereits polizeibekannt
Auch die zwei Autoinsassen, die auf dem Rücksitz unverletzt überlebten, wurden nach Angaben aus Ermittlungskreisen befragt. Außerdem werde wegen versuchter Tötung von Amtspersonen ermittelt. Mehrere der Fahrzeuginsassen seien bereits polizeibekannt, hieß es weiter. Sie hätten vor dem Vorfall nach eigenen Angaben Alkohol und Cannabis konsumiert. Anlass der Kontrolle war nach Angaben aus Polizeikreisen, dass einer der Insassen des Wagens nicht den Sicherheitsgurt angelegt habe.
Vor anderthalb Monaten war gegen einen Pariser Polizist wegen eines ähnlichen Vorfalls ein Ermittlungsverfahren wegen vorsätzlicher Tötung eingeleitet worden. Ihm wird vorgeworfen, in der Nacht zum 25. April den Fahrer und einen weiteren Insassen eines Autos mit einer automatischen Waffe erschossen zu haben. Der Beamte und seine Kollegen hatten den Wagen kontrollieren wollen, als dieser losfuhr.
Der Vorfall vom Samstag stieß auf scharfe Kritik. „Noch ein inakzeptabler Machtmissbrauch“, schrieb der Chef der Linkspartei La France Insoumise (LFI), Jean-Luc Mélenchon, am Samstagabend im Onlinedienst Twitter. „Die Todesstrafe für eine Weigerung, einem Befehl Folge zu leisten. Billigt der Präfekt das? Gratuliert der Minister?“, fügte der Parteichef hinzu.
6 Juni 2022
Tödliche Schüsse bei Polizeikontrolle in Paris: 3 Beamte in Gewahrsam
Wegen des Verdachts der „Waffengewalt einer Amtsperson“ sind in Paris drei Beamte in Gewahrsam genommen worden. Sie hatten auf die Insassen eines Autos geschossen. Eine Frau wurde dabei tödlich getroffen, der Fahrer ist schwer verletzt.
AFP
Ähnliche Nachrichten
Paris: Mehr als 140 Festnahmen nach Verabschiedung der Rentenreform
In Frankreich reißen die Unruhen wegen der umstrittenen Rentenreform nicht ab. In der Nacht zu Dienstag nahm die Polizei allein in Paris 142 Demonstranten fest. Sowohl linke als auch rechtsnationale Politiker wollen das Verfahren überprüfen lassen.
Selbe Kategorie
Unterwasser-Telefonkabel zwischen Deutschland und Finnland durchtrennt
Nach der Unterbrechung eines Unterwasser-Telefonkabels zwischen Deutschland und Finnland soll laut beiden Regierungen eine Untersuchung im Gange sein. Mögliche Ursachen wurden nicht bekanntgegeben. Beide Staaten seien „zutiefst besorgt“.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.