Einwandererfamilien in Schweden haben am Sonntag gegen staatliche Kindesentzugsmaßnahmen protestiert. Die Familien werfen den schwedischen Behörden vor, ihre Kinder zu unrecht weggenommen zu haben oder sprechen gar von „Entführung“ und „Missbrauch“. Die Demonstranten, die Fotos ihrer Kinder in der Hand hielten, versammelten sich auf dem Gustaf-Adolf-Torg-Platz in Göteborg. Sie skandierten Slogans wie „Gebt uns unsere Kinder zurück“ und „Wir wollen Gerechtigkeit“. „Gewaltige Vorurteile gegen muslimische und zugewanderte Familien“ Mikail Yüksel, Vorsitzender der kürzlich gegründeten schwedischen Nuance-Partei (Partiet Nyans), unterstützt betroffene Familien. Er sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu, die Situation der Einwandererfamilien, insbesondere von muslimischen, sei tragisch. Diskriminierungsfälle durch staatliche Sozialdienste seien Realität. Viele Menschen suchten seine Hilfe, um ihre Rechte durchzusetzen.
„Die Begründung des Sozialamtes für die Entziehung eines Kindes aus einer schwedischen Familie ist oft nicht dieselbe wie für den Entzug eines Kindes aus einer muslimischen Familie (...). Bei muslimischen und zugewanderten Familien kommen gewaltige Vorurteile ins Spiel“, erklärte Yüksel. Das habe auch die staatliche Diskriminierungsstelle des Landes in einem Bericht verdeutlicht.
Schwedens Migrations- und Integrationsminister Anders Ygeman sagte, dass man das Thema im Dialog mit unter anderem muslimischen NGOs diskutiere. Er wies aber die Anschuldigungen zurück, wonach muslimische Kinder in Schweden aus ihren Familien „entführt“ worden seien. Kinder könnten unter bestimmten Umständen ihren Familien entzogen werden.
Schwedisches Generalkonsulat reagiert auf Vorwürfe
Das schwedische Generalkonsulat in Berlin reagierte auf Twitter auf einen Beitrag von TRT Deutsch zu den Fällen. Die Behauptungen in den sozialen Medien wurden als eine „Desinformationskampagne“ gegen Schweden bezeichnet. „Diese Information ist falsch. Sie ist ernsthaft irreführend und zielt darauf ab, Spannungen zu erzeugen und Misstrauen zu verbreiten“, so die Botschaft.
„Bei ihren Entscheidungen - auch in Fällen, in denen ein Kind vorübergehend von seinen Eltern getrennt wird - stehen die Sicherheit und das Wohlergehen des Kindes immer an erster Stelle“, hieß es in der Erklärung.
Derweil gab die Stadt Falkoping bekannt, dass sie einen Vertrag mit einem Unternehmen gekündigt habe, das für die Durchführung der Kindesentziehung beauftragt gewesen sei. Die schwedische Gesundheits- und Pflegeaufsichtsbehörde informierte, sie habe Gewalt und mutmaßlichen sexuellen Missbrauch im Zusammenhang mit der Arbeit des Unternehmens festgestellt.