Die Menschenrechtsorganisation „Pro Asyl“ hat am Samstag Griechenland und anderen EU-Staaten Rassismus vorgeworfen. Die Registrierlager für Migranten seien restlos überfüllt und die Gefahr, dass es zu Corona-Fällen komme, sei groß.
„Man sperrt die Öffentlichkeit aus, die Schutzsuchenden ein und überlässt sie schutzlos dem Coronavirus. Europa hat ein Rassismusproblem“, erklärte Günter Burkhardt, Geschäftsführer von „Pro Asyl“. „Dieses Verhalten würde bei keinem EU-Bürger akzeptiert werden, bei Schutzsuchenden stößt es noch nicht einmal mehr auf Empörung.“
Der 21. März ist der von den Vereinten Nationen (UN) ausgerufene Internationale Tag gegen Rassismus. „Man kann nicht Sonntagsreden zur Bekämpfung von Rassismus in Deutschland halten und gleichzeitig die Augen vor der Unmenschlichkeit an Europas Grenzen schließen“, kritisiert Burkhardt weiter.
Evakuierung von Flüchtlings-Hotspots
Moria, das größte Camp in Griechenland auf der Insel Lesbos, und andere Hotspots dürften nicht zur „Todesfalle“ werden, hieß es. „Pro Asyl“ forderte, die Hotspots zu evakuieren.
Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis gab seinerseits bekannt, dass Athen umfangreiche Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus getroffen hätte. Seit einigen Tagen seien Besuche Unbefugter in den Lagern verboten worden. „Wir haben bereits mit dem Bau von Sanitätscontainern rund um die Camps begonnen und sind bereit, mögliche Infektionen anzugehen“, beteuerte der griechische Migrationsminister gegenüber dem griechischen Fernsehsender Mega am Samstag.
Zuvor, am Donnerstag, entschied die EU, wegen der Coronavirus-Pandemie die staatlich organisierte Aufnahme von Flüchtlingen aus Krisenregionen und anderen Ländern durch EU-Staaten komplett auszusetzen. Die Umsiedlung unter den EU-Programmen finde derzeit nicht statt, hieß es aus der EU-Kommission.
Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Filippo Grandi, rief die Weltgemeinschaft unterdessen dazu auf, das Asylrecht im Kampf gegen Covid-19 nicht auszusetzen.
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