Tausende Berichte über sexuelle Gewalt an Schulen erschüttern Großbritannien. (dpa)
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Nach tausenden Berichten von Betroffenen über sexuelle Gewalt an Schulen wächst der Druck auf die britische Regierung, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Bildungsminister Gavin Williamson nannte die Übergriffe an öffentlichen und privaten Schulen, darunter Elite-Einrichtungen wie das Eton College, „schockierend und schändlich“. Die Regierung werde „geeignete Maßnahmen“ ergreifen.

Auf Twitter rief Gavin alle Opfer solcher Übergriffe auf, sich an eine Vertrauensperson zu wenden. Dies könnten „ein Verwandter, ein Freund, ein Lehrer, ein Sozialarbeiter oder die Polizei“ sein. „Eine Schule, ob sie nun unabhängig oder staatlich ist, sollte niemals ein Umfeld sein, in dem sich junge Menschen nicht in Sicherheit fühlen, noch weniger ein Ort, wo sexueller Missbrauch stattfinden kann.“

Auf der Website „Everyone's Invited“ wurden bereits etwa 10.000 Berichte von Betroffenen, häufig Mädchen, über sexualisierte Gewalt im Vereinigten Königreich gesammelt. Die Übergriffe reichen von frauenfeindlichen Äußerungen über das Veröffentlichen intimer Fotos bis hin zu erzwungenem Oralverkehr.

Die heute 22-jährige Sara Soma hatte die Website bereits im Juni 2020 gestartet. Durch den gewaltsamen Tod der 35-jährigen Londonerin Sarah Everard Anfang März hatte die Resonanz auf die Website noch deutlich zugenommen. Soma beklagt, dass es in Großbritannien eine „Kultur der Vergewaltigung“ gebe. Sexuelle Gewalt bleibe in der Regel straffrei.

Die Londoner Polizei erklärte inzwischen, sie gehe Berichten über einige besonders schwere Vergehen nach. Der Nationale Rat der Polizeichefs (NPCC) forderte Eltern auf, ihre Söhne bei der Polizei zu melden, wenn diese sexuelle Übergriffe begangen hätten. Eine Sprecherin der britischen Regierung sagte, die Regierung stehe mit „Everyone's Invited“ in Kontakt, um den Betroffenen „Unterstützung, Schutz und Rat“ zu geben.

AFP