Ein von Partnerfirmen des Arbeitsmarktservices (AMS) in Österreich eingesetztes Programm zur Bewertung der Stärken und Schwächen von Arbeitslosen sorgt für Schlagzeilen. Es beinhaltet intime Fragen, die von Arbeitssuchenden beantwortet werden sollen. Am Montag ruderte das AMS zurück und deaktivierte die Software.
Die Fragen des Arbeitsbewältigungsindex zum Bereich Gesundheit seien zur Gänze aus dem Programm genommen worden, ebenfalls weitere zwölf Fragen aus dem Teil zu „dynamisch-motivatorischen Fragen“. Die Fragen zu den Fertigkeiten („Skills“) werden weiter gestellt.
Empörung in den sozialen Medien
Jobsuchende mussten in dem Programm insgesamt 272 Fragen beantworten. Dabei wurde unter anderem intensiv der Gesundheitszustand thematisiert und nach Geburtsfehlern, Geschlechtskrankheiten und psychischen Störungen gefragt, wie das Onlinemedium „Zackzack“ unter Berufung auf Schilderungen mehrerer AMS-Klienten berichtete. In sozialen Medien sorgte vor allem die Frage nach den Geschlechtskrankheiten für Diskussionen.
Auch AMS-Chef verwundert
Die Fragen, die auf dem Arbeitsbewältigungsindex beruhten, sind im Internet einsehbar. Verschiedene Unternehmen bieten diese Methode an, um die Arbeitsfähigkeit von Personen zu bewerten. Neben den Fragen zur Ausbildung und der bisherigen Berufserfahrung gibt es tatsächlich auch eine Reihe von Auskunftsbegehren zum Gesundheitszustand.
AMS-Chef Johannes Kopf teilte die Verwunderung über manche Fragen, wie er am vergangenen Donnerstag auf Twitter schrieb.
Das AMS selbst und auch die Berater in den Partnereinrichtungen, in denen die Software ebenfalls verwendet wird, könnten die Antworten auf die einzelnen Fragen jedoch nicht einsehen. Kopf sagte zum „Standard“, dass die Methode „seit Jahren etabliert“ sei und unter dem Namen Arbeitsbewältigungsindex (ABI) in vielen Ländern zum Einsatz komme. Software stammt aus Deutschland Die ganze Befragung läuft über die Website der deutschen Jobnet AG. Das Unternehmen hatte im Jahr 2018 den Zuschlag vom AMS bekommen, eine Software zur Verfügung zu stellen, die dann in der Beratungsarbeit eingesetzt wird. Laut Auskunft des AMS wurde die Befragung seit 2018 in rund 20 Förderprojekten des AMS Wien eingesetzt. Zielgruppe sind Langzeitarbeitssuchende. Österreichweit nutzten insgesamt 15 Trägereinrichtungen in 92 Projekten die Job-Impuls-Methode. Mehr zum Thema: Arbeitsmarktservice: Österreich kürzt 200.000 Menschen die Unterstützung