Der Mann, der Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei einer Reise durch Südfrankreich geohrfeigt hatte, wird bereits am Donnerstag vor Gericht erscheinen. Damien T. werde am Donnerstagmorgen im Eilverfahren der Staatsanwaltschaft vorgeführt, erklärte der zuständige Staatsanwalt Alex Perrin am Mittwochabend. Dem 28-Jährigen werde der Einsatz „ungesetzlicher Gewalt gegen eine Autoritätsperson“ zur Last gelegt.
T. hatte Macron bei dem Vorfall am Dienstag mit der rechten Hand ins Gesicht geschlagen, wie auf Handy-Aufnahmen des Vorfalls zu sehen war. Die Polizei nahm ihn kurze Zeit später gemeinsam mit seinem Begleiter fest. Ihr Gewahrsam wurde „zur Fortsetzung der Ermittlungen“ verlängert, erklärte die Staatsanwaltschaft.
Aufnahmen von der Ohrfeige verbreiteten sich rasch im Internet und beherrschten auch sofort die französischen Nachrichten. Bei Macrons politischen Verbündeten stieß der Angriff ebenso wie bei seinen Gegnern auf Kritik. Der Präsident selbst spielte den Vorfall später herunter. Seiner Meinung nach handelte es sich um eine Einzeltat von „ultra-gewalttätigen Individuen“. Derartige Leute dürften aber nicht die öffentliche Debatte bestimmen.
Knapp ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich ist Macron seit einigen Tagen auf „Tour de France“. Bei der Rundreise will der 43-Jährige den Franzosen nach eigenen Worten „den Puls fühlen“, um seine Chancen für eine Wiederwahl auszuloten. Der Vorfall ereignete sich gut zehn Tage vor dem Termin der französischen Regionalwahlen, die als wichtiger Stimmungstest gelten.
Instinktiv und ohne nachzudenken geohrfeigt
Nach der Ohrfeige gab der Angreifer bei seiner Vernehmung an, er habe damit „seine Unzufriedenheit über Macrons Politik“ ausdrücken wollen, teilte Perrin mit. Zudem habe er Sympathien für die „Gelbwesten“-Bewegung und rechtsextremes Gedankengut erkennen lassen.
T. sagte demnach, er habe Macron „instinktiv und ohne nachzudenken“ geohrfeigt, als dieser am Dienstag bei einem Besuch in der südfranzösischen Gemeinde Tain-l'Hermitage den Kontakt mit Bürgern suchte. Der arbeitslose Täter aus einem Dorf in der Region gab demnach an, er teile „politische Überzeugungen der Rechten oder Ultrarechten“, ohne einer Partei anzugehören.
Bei seinem ebenfalls festgenommenen Freund Arthur C., der die Ohrfeige für Macron mit seinem Handy gefilmt hatte, fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung unter anderem eine Ausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“. Daneben wurden auch Bücher über Kriegsführung, eine Flagge der russischen Revolution und Waffen sichergestellt, die er widerrechtlich gehalten habe.
Nach Medienberichten drohen dem Angreifer bis zu drei Jahre Haft und eine Geldstrafe.