EU-Ratspräsident Charles Michel hat die israelische Regierung eindringlich aufgefordert, die Angriffe im Nahen Osten zu stoppen. „Die endlose Eskalation muss ein Ende haben“, sagte Michel in der Generaldebatte der Vereinten Nationen in New York. „Den Libanon in die Spirale hineinzuziehen, ist absolut unverantwortlich“, fügte er hinzu. Bisher hätten entsprechende Forderungen auch an Israels Regierung keine Früchte getragen. „So kann es nicht weitergehen“, warnte Michel.
Das palästinensische Volk habe das Recht auf einen eigenen Staat. Gebe es diesen nicht, werde dies weiterhin dazu führen, „dass die Sicherheit Israels und aller Juden untergraben wird“, sagte Michel. An Israels Regierung gewandt ergänzte er: „Der Versuch, Sicherheit ohne Frieden zu erreichen, ist unmöglich. Ohne Frieden kann es keine dauerhafte Sicherheit geben. Eine Welt, die von Rache getrieben wird, ist eine weniger sichere Welt.“
Israelische Angriffe auf den Libanon
Der Konflikt zwischen Israel und dem Libanon hat sich deutlich zugespitzt, nachdem hunderte mutmaßlich von Israel präparierte Pager und Walkie-Talkies im Libanon gleichzeitig explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen der Geräte wurden mindestens 37 Menschen getötet, darunter auch Kinder. Fast 3000 Personen wurden verletzt.
Nach Angaben der libanesischen Gesundheitsbehörden wurden bei israelischen Luftangriffen seit Montagmorgen mindestens 677 Menschen getötet, darunter auch Frauen und Kinder.
Seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza am 7. Oktober vergangenen Jahres griff die israelische Luftwaffe auch immer wieder den Süden des Libanon an. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahr 2006.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten getötet.
Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 41.500 Menschen getötet und mehr als doppelt so viele verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.