"Resurrection: Ertugrul" - Ein türkisches TV-Historiendrama, das sich in der arabischen Zuseherschaft großer Beliebtheit erfreut (Others)
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von Ömer Özkizilcik

Das letzte Mal, dass Türken und Araber Seite an Seite kämpften, markierte paradoxerweise den Anfang vom Ende dieser Einigkeit unter dem Banner des Osmanischen Reiches. Sie standen noch Seite an Seite in der Wüste von Libyen, am Tigris in Irak und an den Dardanellen. Anschließend trennten sich ihre Wege. Fortan schrieben prowestliche Eliten die Geschichte, die darauf aus waren, das Trennende zwischen beiden zu betonen, weil politische Entscheidungen von Minderheitengruppen innerhalb beider Gemeinschaften dies so wollten.

Den Türken erzählten sie, die Araber hätten sie betrogen; den Araber wiederum, die Türken hätten sie kolonisiert. So sehr sich säkulare Elitisten jedoch über die Jahrhunderte bemüht haben: Mittlerweile sind beide Seiten wieder in eine geschichtliche Phase eingetreten, in der Bindungen wiederhergestellt und neue Beziehungen aufgebaut werden.

Gemeinsam gegen Terror von Daesh und YPG

Auf CNN sind die Stimmen von Menschen aus Idlib zu hören: „Unsere Gräber an den Dardanellen liegen nebeneinander, jetzt vermischen sich unsere Blutstropfen in Idlib… Wir sind Blutsbrüder.“ Anlass für diese Äußerungen war der Tod von 33 türkischen Soldaten, die in due Region beordert worden waren, um 3,3 Millionen Araber davor zu bewahren, vom Assad-Regime, Russland oder dem Iran abgeschlachtet zu werden.

Die neue Nähe war 2016 entstanden, als Türken und Araber eine gemeinsame Militäraktion starteten, um im Norden Syriens den Daesh-Terrorismus auszuradieren und später in zwei weiteren Operationen im Nordwesten und Nordosten des Landes gegen die YPG/PKK vorzugehen. Beide Terrorgruppen schaden sowohl Türken als auch Arabern und bedrohen beide nach wie vor.

Araber wurden von Daesh und YPG angegriffen, verschleppt und gefoltert, Türken wurden zum Ziel von Bombenanschlägen und Selbstmordattentaten. In allen vier militärischen Operationen brachten die Türkischen Streitkräfte und die Syrische Nationale Armee immense Opfer, um die Sicherheit der Zivilisten zu gewährleisten.

Während Syrien den Anfang des gemeinsamen Vorgehens markierte, vollzog sich dieses in Libyen auf einer wesentlich höheren Ebene. Ähnlich wie schon beim Kampf gegen die italienische Kolonialmacht haben Türken und Araber erneut ihre militärischen Kräfte vereint und einen militärischen Sieg errungen.

Putschpläne gegen Katar verhagelt

Damals waren es die Gründerväter der türkischen Republik, die den Widerstand gegen die Italiener organisiert hatten. Hundert Jahre später haben die Türken wieder an der „Organisation“ des Widerstandes in Libyen mitgewirkt, diesmal gegen den von einer internationalen Koalition unterstützten Warlord Khalifa Haftar. Die türkisch-arabische Allianz zeigte sich als fähig, den Krieg zu gewinnen, und bereitete so den Weg zu einem politischen Friedensprozess in Libyen.

Auch in Katar waren es die Türken, die durch die Verlegung militärischer Kräfte nach Doha die Unabhängigkeit des Landes absicherten. Es gab zu diesem Zeitpunkt eine Vielzahl an Anzeichen dahingehend, dass die türkische Truppenverlegung mitten in Vorbereitungen ausländischer Kräfte platzte, die Regierung in Katar zu stürzen.

Die jüngsten Erfahrungen in Syrien, Libyen und Katar markieren einen historischen Wandel in den türkisch-arabischen Beziehungen. Beide Seiten haben es gelernt, einander zu vertrauen und in den entscheidenden Augenblicken ihre Kräfte zu vereinen. Diese neue Dynamik der Hard-Power-Politik könnte zwar der relevantere Aspekt gewesen sei als die wechselseitige Popularität von Türken in arabischen Ländern und umgekehrt. Aber auch an dieser Front beginnt sich die historische Verbindung zu festigen.

Erdoğan mit Abstand beliebtester Politiker in der arabischen Öffentlichkeit

Einer Umfrage des arabischen Instituts Barometer zufolge bleibt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan der beliebteste Führer im Nahen und Mittleren Osten. Im Schnitt von sechs befragten Ländern – Marokko, Jordanien, Algerien, Tunesien, Libyen und Libanon – erklärte 42 Prozent der Befragten, sie hätten von Erdoğan eine sehr gute oder gute Meinung.

Damit lag der türkische Präsident insgesamt ebenso wie in fast allen einzelnen Ländern deutlich vor den ebenfalls abgefragten Staatsoberhäuptern Mohammad Bin Salman und Ali Khamenei.

Auch eine Umfrage der Tageszeitung „Al Qabas“ zeigt, dass die Mehrheit der Menschen in arabischen Ländern den türkischen Einfluss nicht als negativ wahrnimmt – ganz anders als den saudischen und iranischen. In Kuwait nannten 64 Prozent der Befragten Erdoğan als ihren liebsten ausländischen Führer. In einer Barometer-Umfrage für die BBC wurde der türkische Präsident ebenfalls im Durchschnitt der MENA-Länder mit 51 Prozent als der mit Abstand beliebteste internationale Führer genannt – deutlich vor Putin und dem damaligen US-Präsidenten Trump.

Die Türkei ist mittlerweile auch Heimat von vier Millionen Flüchtlingen, die meisten von ihnen sind Araber aus Syrien und dem Irak. Vor allem Istanbul ist zum Zufluchtsort für zahlreiche arabische Communitys und zum Treffpunkt für arabische Intellektuelle geworden. Arabische Plattformen, Think-Tanks, Bildungszentren sprießen wie Pilze aus dem Boden. Die alte türkische Hauptstadt ist zur arabischen „Exilhauptstadt“ geworden.

Antitürkische Autokraten stoßen auf taube Ohren

Die Wortführer antitürkischer Rhetorik in der arabischen Welt können demgegenüber kaum als repräsentativ betrachtet werden. Das fängt an bei den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die gerade einmal 1,54 Millionen Staatsbürger zählen – was 11,48 Prozent ihrer Gesamtbevölkerung sind.

Demgegenüber befürworten 60 Prozent der arabischen Befragten im „Arab Opinion Index“ die Position der türkischen Außenpolitik in Nahostfragen rund um Libyen, Syrien oder Palästina, und sie gehen konform mit der Forderung aus Ankara, Demokratie in arabischen Ländern zu gewährleisten.

Damit weicht auch die öffentliche Meinung in den betreffenden Ländern von jener der politischen Führung in Ägypten, Syrien, Saudi-Arabien oder den VAE ab. In allen genannten Fällen handelt es sich dabei um Länder, die lange Zeit von Autokraten geführt worden sind. In der Türkei wurde der frühere Premierminister und heutige Präsident Erdoğan demgegenüber wiederholt in freien Wahlen bestätigt.

Zuletzt versuchten Saudi-Arabien und die VAE mit einem Budget von 40 Millionen US-Dollar sogar eine eigene TV-Serie mit dem Titel „Kingdoms of Fire“ aus dem Boden zu stampfen, die antitürkische Botschaften aussenden und dem türkischen Historiendrama „Ressurection: Ertugrul“ Konkurrenz machen sollte. Ohne Erfolg: Die antitürkische Produktion floppte beim Publikum in gerade beschämender Weise, während das türkische Drama in der gesamten arabischen Welt ein Publikumsmagnet ist.

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