Treffen zwischen Putin, Erdoğan und Raisi in Teheran (AA)
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Das trilaterale Treffen zwischen den drei Staatschefs kann unter vielen Gesichtspunkten beleuchtet werden. Dass sich Politikanalysten hinsichtlich dieses Gipfels vor allem auf die Zukunft Syriens fokussieren werden, ist unumgänglich. Schließlich war dieses Treffen das Hauptthema, wenn nicht sogar das einzige zwischen den drei Staaten. Jedoch kann man, wenn auch nur indirekt, aus diesem Gipfel weitere Erkenntnisse ziehen. Vor allem, wenn man die Entwicklung der internationalen Politik betrachtet und inwiefern die türkisch-russischen Beziehungen dahingehend davon beeinflusst wurden, hat sich in den letzten Monaten doch einiges getan.

Erster Besuch außerhalb des postsowjetischen Raums seit Kriegsbeginn

Der Besuch Putins in Teheran ist seine erste Amtsreise außerhalb des postsowjetischen Raums seit Kriegsbeginn. Auf diesem Gipfel wurde zwischen Russland, Türkiye und dem Iran besprochen, wie in Bezug auf die Zukunft von Syrien vorgegangen werden soll. Während der Iran und Russland mit ihrer Unterstützung Assads gemeinsame Interessen verfolgen, möchte Türkiye vor allem die nördlichen Gebiete in Syrien endgültig von terroristischen Gruppen befreien. Natürlich kollidieren hier die Interessen zwischen beiden Seiten, daran hat sich auch seit dem Konflikt in der Ukraine nichts geändert. Jedoch haben sich die Machtschwerpunkte in den letzten Monaten in der internationalen Politik ein wenig verschoben, was bedingt auch andere Bereiche, wie hier den Gipfel zwischen den drei Ländern, beeinflusst.

Dass Putin sich bei seiner ersten Amtsreise seit Kriegsbeginn mit Erdoğan und Raisi in Teheran trifft, sollte nicht als Zufall gewertet. Dieses Treffen zeigt offensichtlich, welche Akteure Moskau als vertrauenswürdige Partner in der internationalen Politik ansieht. Mit „Partner“ ist hier natürlich nicht Verbündeter gemeint, sondern ein Akteur, mit dem man eine diplomatische Beziehung aufrechterhält und sich an den Verhandlungstisch setzen kann.

Türkiye und seine Stellung als Regionalmacht

In den letzten Monaten hat sich in der internationalen Arena vieles geändert. Der Krieg in der Ukraine hat vor allem die Weltwirtschaft hart getroffen. Nicht zuletzt wegen der Gas-, Weizen- und Getreidelieferung, die die Länder ja fast schon zu einer Umstrukturierung ihres Wirtschaftssystems zwingen. Neben dem Umdenken in der Wirtschaft hat sich auch in der Sicherheitspolitik, vor allem in Europa, vieles getan.

Auch wenn Türkiye von dem Krieg sehr stark betroffen ist, hat das Land es geschafft, die entstehenden Krisen zu seinem Vorteil zu nutzen. Zuallererst hat Türkiye es geschafft, die westlichen Sicherheitsbedenken auch für sich zu nutzen. Die NATO-Erweiterung um Finnland und Schweden wird nur unter der Voraussetzung durchgeführt, wenn PKK- und FETÖ-Terroristen nach Türkiye ausgeliefert werden. Auf der anderen Seite hat Türkiye es geschafft, seine Beziehungen zu Russland trotz NATO-Mitgliedschaft und Drohnenlieferung in die Ukraine weiter aufrechtzuerhalten.

Nicht zuletzt durch die Einigung zwischen der Ukraine und Russland, dass das Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer weltweit exportiert werden kann, hat Türkiye seine Bedeutung als Akteur deutlich steigern können. Damit hat man womöglich die größte Hungersnot seit Jahrzehnten verhindern können. Durch diese diplomatische Raffinesse hat Türkiye es geschafft, regelrecht mehrere Gewinne zu erzielen, ohne sich groß von den eigenen Interessen abwenden zu müssen.

Beziehungen zwischen Türkiye und Russland haben sich geändert

Die türkisch-russischen Beziehungen sind gezeichnet von Interessenkonflikten, aber auch vom diplomatischen Dialog. Trotz divergierender Ansichten in mehreren geopolitischen Bereichen, in diesem Fall Syrien, schaffen es beide Seite immer wieder, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Auch sind die Beziehungen geprägt von einem asymmetrischen Machtverhältnis. Während Russland unbestritten eine Weltmacht ist, ist Türkiye ein aufstrebender Akteur, der vor allem in seiner Region seine Macht etablieren möchte.

Der Krieg in der Ukraine hat unausweichlich auch die türkisch-russischen Beziehungen beeinflusst. Russland wurde vom Westen abgekapselt. Moskau hat mit dem Angriff auf die Ukraine vieles in Kauf genommen. Das spielte Ankara natürlich in die Karten. Präsident Erdoğan nutzte diese Möglichkeit dadurch, dass Türkiye sich nicht an den Sanktionen gegen Russland beteiligte, ohne selbst dafür sanktioniert zu werden. Damit hat sich die Situation zwischen Russland und Türkiye verändert. Auch wenn Russland nicht auf Türkiye angewiesen ist, kann man schon sagen, dass das Machtgefälle zwischen den beiden Parteien gesunken ist.

Türkiye hat im Rahmen seiner Möglichkeiten das Beste gemacht, was es tun konnte: Statt sich aktiv an den Sanktionen zu beteiligen, ist Türkiye passiv geblieben und hat auf eigene Faust gehandelt. Im Vergleich zur EU, die sich komplett verpokert hat und nun mit einer schwerwiegenden Wirtschafts- und Energiekrise zu kämpfen hat, hat Türkiye mehrere Gewinne, die seinen Interessen dienen, erzielen können, ohne dafür selbst mit Konsequenzen rechnen zu müssen.

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