Die Gattin des österreichischen Bundeskanzlers Karl Nehammer soll, so der aktuelle Stand der Informationen, gemeinsam mit ihren Leibwächtern einem gemütlichen Umtrunk in der Privatwohnung gefrönt haben. Dieser Umstand kam deshalb ans Tageslicht, weil die angeheiterten Personenschützer ins Auto gestiegen waren und aufgrund ihrer lädierten Fahrtüchtigkeit einen Unfall verursacht hatten.
Dem politischen Mitbewerber, der SPÖ, war ein anonymer Bericht eines Cobrabeamten zugespielt worden, dessen Inhalt seinesgleichen sucht. (Anmerkung: Das Einsatzkommando Cobra ist eine Spezialeinheit der österreichischen Polizei mit Aufgaben wie Terrorbekämpfung, Personenschutz etc.) Ob es sich bei dem Verfasser des mit brisanten Interna gespickten Schreibens tatsächlich um einen Beamten dieser Spezialeinheit handelt, war seitens der SPÖ übrigens nicht verifiziert worden.
Von der Pressekonferenz gen Osten
Der Kanzler lud daraufhin zu einer denkwürdigen Pressekonferenz, in der er „eine rote Linie in der politischen Auseinandersetzung (durch die SPÖ) massiv überschritten“ sah. Und überhaupt wäre der Vorwurf der Vertuschung eine „glatte Lüge“ und „niederträchtig“ sowieso. Spätestens seit diesem beinahe bizarren Auftritt hat sich der Kurzname „#CobraGate“ für diesen Schlamassel verfestigt.
Der Besuch von Bundeskanzler Nehammer beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj war jedenfalls eine willkommene Abwechslung von den heimischen Kalamitäten. Dieses Zusammentreffen wurde durchaus positiv wahrgenommen, war Nehammer auch nicht der Einzige, der dieser Tage in der Ukraine war. Auch der ebenfalls der politischen Ablenkung bedürfende Boris Johnson ließ es sich nicht nehmen, sich vor Ort ein Bild zu machen und mit Selenskyj kameratauglich durch Kiew zu spazieren.
Von der BILD zum Berater
Apropos Bild: Der ehemalige Chefredakteur der deutschen BILD-Zeitung Kai Diekmann, eine alte, lose Bekanntschaft der Kanzlergattin und nunmehriger Leiter der PR-Agentur „StoryMachine“, war von dieser ihrem Ehemann als neuer Berater vorgeschlagen worden.
Man munkelt, der Besuch von Bundeskanzler Nehammer bei Wladimir Putin fuße auf seiner Idee. Zumindest ließ es sich Diekmann nicht nehmen, seinen neuen Schützling entgegen sonstiger branchenüblicher Usancen persönlich sowohl in die Ukraine als auch nach Moskau zu begleiten.
Der Inhalt des Gesprächs zwischen Nehammer und Putin
Kritik an der österreichischen Kanzlervisite in Moskau ließ nicht lange auf sich warten. Zumal sich Karl Nehammer und sein Umfeld sehr bedeckt gaben, was den Inhalt des etwa einstündigen Gesprächs betraf. So verlautbarte bspw. Daniel Kosak, Pressesprecher und stv. Kabinettschef von Bundeskanzler Nehammer, via Twitter:
„Wir werden mit Sicherheit keine Protokolle eines vertraulichen 4-Augengesprächs veröffentlichen.“
Der wohlgesinnte Teil von Journaille und Bevölkerung argumentierte mit der historischen Funktion Österreichs als „Brückenbauer“ und dass man schlicht keine Gelegenheit auslassen dürfe, den Krieg zu beenden, auch wenn die Chancen dafür noch so gering wären.
Der andere Teil sah das Treffen eher als willkommene Gelegenheit an, von den eigenen, o.g. heimischen Komplikationen abzulenken.
"Der Krieg muss aufhören"
In einem Interview mit der Kronenzeitung hat sich Bundeskanzler Nehammer nun doch durchringen können, ein paar Details zum Treffen preiszugeben. Zu Beginn habe man deutsch gesprochen, Putin habe später aber aus Gründen der Präzision in seine russische Muttersprache gewechselt. Grundsätzlich sei es ein „hartes Gespräch“ gewesen „mit keinerlei diplomatischer Rücksichtnahme“.
Gegen Ende des Gesprächs habe man auch über Gas gesprochen, und Putin soll gemeint haben, „die Gasversorgung in Europa sei sichergestellt“.
Der letzte Satz, mit dem Nehammer den russischen Präsidenten konfrontiert habe, dem er laut eigenen Angaben übrigens nicht die Hand schüttelte, soll „Der Krieg muss aufhören" gewesen sein. Putin soll daraufhin auf seine Deutschkenntnisse zurückgegriffen und „Besser früher als später“ geantwortet haben.
Was vom Treffen übrig bleibt
Den Vorwurf, das Treffen mit Putin fuße auf dem Versuch der Ablenkung von #CobraGate und anderen Unannehmlichkeiten, lässt der Bundeskanzler nicht gelten.
„Hauptthema wird die Situation in der Ukraine sein. Zudem ist nicht auszuschließen, dass auch über Fragen rund um die Gasversorgung gesprochen werden wird, da diese vor allem für die österreichische Seite von größter Bedeutung ist.“
Welches Risiko er genau damit meint, ist nicht überliefert. Er wird jedenfalls, gemäß des österreichischen Mottos „hilft’s nix, schad’ nix“ weiterhin die Mär des unerschrockenen, vielleicht naiven, aber dadurch umso sympathischeren Staatsmannes bedienen.
Indes berichtete die russische Nachrichtenagentur ebenfalls vom Treffen.
"The main topic will be the situation around Ukraine, but, on the other hand, discussion of gas issues cannot be ruled out either, because this topic is very, very relevant for the Austrian side."
Dass Bundeskanzler Nehammer Österreich, der EU oder der Welt mit seiner Mission einen Gefallen getan hat, darf bezweifelt werden. Der Chef der Spezialeinheit Cobra, Bernhard Treibenreif, ist mittlerweile Gegenstand von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Er soll nämlich mitgeholfen haben, den Alkounfall der Personenschützer von Bundeskanzler Karl Nehammer zu vertuschen.