Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat im vergangenen Jahr den 15. März einstimmig zum Internationalen Tag zur Bekämpfung der Islamophobie erklärt.
Frankreich, Vertreter der EU sowie Indien haben sich mit übereinstimmenden Begründungen gegen diese Entscheidung ausgesprochen. Nach Ansicht der Vertreter dieser Staaten muss die Diskriminierung von allen Religionen gemeinsam bekämpf werden. Deshalb sei es nicht richtig, die Diskriminierung nur einer einzelnen Religion hervorzuheben.
Die Vertreter Frankreichs und der EU führen dieselben Argumente an wie die Vertreter Indiens, wo Muslime auf offener Straße gelyncht werden. Damit wird das eigentliche Ausmaß der Islamophobie in Europa deutlich.
In diesem Sinne scheinen sich die Vertreter Frankreichs, der EU und Indiens bei ihrer Entscheidung gegenseitig unterstützt zu haben, um vor der ganzen Welt nicht allein dazustehen.
15. März: Internationaler Tag zur Bekämpfung der Islamophobie
Wie bekannt, markiert der 15. März den Jahrestag der islamfeindlichen Terroranschläge von Christchurch in Neuseeland, wobei 51 Muslime getötet und 40 Muslime verletzt wurden. Aus diesem Grund ist es von besonderer symbolischer Bedeutung, dass dieses Datum von der UN-Generalversammlung zum Internationalen Tag zur Bekämpfung der Islamophobie erklärt wurde. Darüber hinaus sollte diese Entscheidung als historischer Wendepunkt im Kampf gegen die Islamophobie auf globaler Ebene betrachtet werden.
Zum ersten Mal wird auf diese Weise das Problem der Islamophobie auf globaler Ebene durch einen Beschluss der UN-Generalversammlung politisch anerkannt.
Obwohl dieser Beschluss nicht bindend ist, stellt er einen Meilenstein für die weltweite Anerkennung, das Verständnis und die Bekämpfung der Islamophobie dar.
Verwendung des Begriffs „ Islamophobie“
Viele Länder, darunter auch die EU-Mitgliedstaaten, leugnen hartnäckig die Existenz dieses Problems. Die führenden Politiker dieser Länder nehmen das Wort „Islamophobie" nicht einmal in den Mund.
Auch internationale Organisationen wie die EU, die OSZE und der Europarat verwenden das Wort „Islamophobie“ in den Bezeichnungen der Koordinatoren, die sie zur Bekämpfung des antimuslimischen Rassismus eingerichtet haben, aufgrund des Widerstands einiger Mitgliedstaaten immer noch nicht.
Aus diesem Grund hat die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa die Position des „persönlichen Beauftragten für die Bekämpfung von Intoleranz und Diskriminierung gegenüber Muslimen" geschaffen. Die Kommission der Europäischen Union hat einen „EU-Koordinator für die Bekämpfung von antimuslimischem Hass und Diskriminierung“ eingesetzt und der Europarat den „Sonderbeauftragten des Generalsekretärs für antisemitische, antimuslimische und andere Formen von Intoleranz und Hassverbrechen“ eingerichtet.
Wenn der Internationale Tag zur Bekämpfung der Islamophobie von muslimischen Nichtregierungsorganisationen und der Zivilgesellschaft im Hinblick auf die weltweite politische Anerkennung des Problems gut genutzt werden kann, eröffnen sich dem Kampf gegen Islamophobie ganz neue Dimensionen.
So müssen wir feststellen, dass wir im Kampf gegen die Islamophobie, die zu einem der großen Problemen des 21. Jahrhunderts geworden ist, erst am Anfang stehen.
Forschungen zur Islamophobie
Aus wissenschaftlicher Sicht ist kann jedoch festgestellt werden, dass in den letzten zwanzig Jahren eine grundlegende Literatur zum Thema Islamophobie veröffentlicht worden ist.
Hunderte von Werken wurden in verschiedenen Sprachen zum Thema Islamophobie veröffentlicht. Es finden regelmäßig Symposien und internationale Gipfeltreffen statt.Außerdem werden immer mehr akademische Fachartikel zur Verfügung gestellt.
Darüber hinaus besteht unter Wissenschaftlern ein Konsens über die Definition von Islamophobie als antimuslimischen Rassismus.
Natürlich obliegt es politischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren, all diese akademischen Studien in der Praxis anzuwenden.
In dieser Hinsicht sind insbesondere in den letzten beiden Jahrzehnten zahllose Nichtregierungsorganisationen in Europa entstanden, die unabhängig voneinander agieren..
Das größte Problem dieser NGOs (Nichtregierungsorganisationen), von denen die meisten nicht professionell arbeiten, ist, dass sie nicht über ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen verfügen. In Staaten wie Frankreich sind diese auf nationaler Ebene tätigen NGOs auch einem starken staatlichen Druck ausgesetzt. Wie wir uns erinnern, hat Frankreich einige dieser NGOs ohne Gerichtsbeschluss schließen lassen.
Aktiv zu werden ist eine Notwendigkeit!
Zur Bekämpfung der Islamophobie vor Ort brauchen wir heute vor allem NGOs mit professionellen Mitarbeitern wie Greenpeace, Human Rights Watch und Amnesty International, die mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet und weltweit organisiert sind.
Diese NGOs können zentral organisiert sein und Büros in vielen Ländern unterhalten. Sie können jedoch auch lokale Kooperationen mit bestehenden Nichtregierungsorganisationen bilden, um Islamophobie zu bekämpfen.
Etablierung einer weitreichenden Organisation
Die erste Priorität dieser NGO, die als Globale Beobachtungsstelle für Islamophobie firmieren sollte, wäre die tägliche Registrierung islamfeindlicher Vorfälle auf Länderbasis und die jährliche Veröffentlichung einschlägiger Statistiken. Hierfür ist es unerlässlich, dass ein Gremium aus sachkundigen akademischen Fachleuten eine solide Methodik entwickelt, die sich an der Arbeit ähnlich agierender NGOs in der ganzen Welt orientiert.
Es ist an der Zeit, den antimuslimischen Rassismus, der das Leben der Muslime insbesondere in der westlichen Welt, aber auch an vielen anderen Orten der Welt, erschwert, systematisch zu bekämpfen. Die Islamophobie vergiftet ebenso die Beziehungen zwischen der muslimischen und der nicht-muslimischen Welt und führt im Extremfall zu islamfeindlichen Terroranschlägenbis hin zum Völkermord. Es gilt der von den herrschenden Eliten praktizierten Normalisierung von Rassismus und Diskriminierung als Mittel der Sicherung ihrer Macht entgegenzuwirken.
Reden oder Schreiben reicht bei weitem nicht mehr aus. Es ist an der Zeit, zu handeln. Es ist also an der Zeit, sich in den Diskurs zu begeben und einen systematischen Kampf vor Ort für die Lösung der beschriebenen gesellschaftlichen Herausforderung zu beginnen.
Die erste Aufgabe des Global Islamophobia Watch Center sollte darin bestehen, die islamfeindlichen Vorfälle auf Länderbasis täglich zu erfassen und diese Statistiken monatlich und jährlich mit einer fundierten Methodik der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die zweite Aufgabe des beschriebenen Zentrums wird es sein, eine möglichst breite Allianz im Kampf gegen Islamophobie zu schmieden, indem Lobbyarbeit bei Nichtregierungsorganisationen, Akademikern, Intellektuellen, Geschäftsleuten, Politikern, Regierungseinrichtungen, Journalisten und Meinungsführern in den betreffenden Ländern betrieben wird.
Die dritte Aufgabe dieses Zentrums sollte darin bestehen, muslimische Nichtregierungsorganisationen sowie Multiplikatoren mit Zugang zu jungen Menschen zu schulen, aufzuklären und mit Informationen zu versorgen. Dabei müssen wir bei uns selbst anfangen und versuchen, ein Problembewusstsein zu entwickeln.
Die vierte Aufgabe des Zentrums sollte darin bestehen, einen juristischen Kampf sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zu initiieren. Wir müssen diskriminierende Gesetze, Praktiken und Hassverbrechen gegen Muslime vor nationale und internationale Gerichte bringen. Da solche Fälle beträchtliche finanzielle Mittel und Fachwissen erfordern, ist es unerlässlich, spezielle Fonds für diese Thematik einzurichten.
Weitere Handlungsmöglichkeiten
Ebenfalls ist es sehr wichtig, dass ein zu errichtendes Zentrum Forschungen auf Graduiertenebene unterstützt. Hier ist festzustellen, dass die derzeit bekannten akademischen Studien sich nur mit der Spitze des Eisbergs beschäftigen, mit dem wir aktuell konfrontiert sind. Von der Bildung bis zur Arbeitswelt, von den Medien bis zu der Rhetorik von Politikern ist die notwendige Arbeit zur Aufdeckung von Diskriminierung und Rassismus gegenüber Muslimen noch nicht einmal ansatzweise geleistet worden.
Die fünfte Aufgabe des Zentrums sollte darin bestehen, Themen im Zusammenhang mit Islamophobie in internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen, der OSZE, dem Europäischen Parlament und dem Europarat zur Sprache zu bringen und Initiativen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass dieses Thema politische Anerkennung findet und damit kontinuierlich auf der Tagesordnung dieser internationalen Organisationen bleibt.
Wie die Geschichte gezeigt hat, spielt der öffentliche Druck eine sehr wichtige Rolle im Kampf gegen Rassismus. Aus diesem Grund kann dieses Zentrum jedes Jahr auf nationaler und internationaler Ebene den islamfeindlichen Politiker des Jahres, das islamfeindliche Medienunternehmen des Jahres, den islamfeindlichen Film des Jahres, den islamfeindlichen Roman des Jahres, das islamfeindliche Unternehmen des Jahres, den islamfeindlichen Schriftsteller des Jahres. feststellen und ausrufen. Dies wird öffentlichen Druck auf diejenigen ausüben, die ohne Zögern und ohne Angst vor rechtlichen, politischen und finanziellen Konsequenzen Rassismus und Diskriminierung gegenüber Muslimen praktizieren.