Verletzte palästinensische Zivilisten / Foto: DPA / Photo: AA (AA)
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Der Autor und PKK-Sympathisant Tobias Huch hat unter der Überschrift „Die Zivilisten in Gaza sind nicht unschuldig“ einen mehr als umstrittenen „Meinungsbeitrag“ geschrieben. In dem am 18. Januar in der Jüdischen Allgemeinen (JA) veröffentlichten Beitrag bezeichnet er die Trennung zwischen der Hamas und der Zivilbevölkerung des Gazastreifens als „Schwarz-Weiß-Denken“.

Billige Unterstellungen und dreiste Lügen

Er behauptet darin, in Israel arbeitende Zivilisten aus dem Gazastreifen hätten für die Hamas ihre jüdischen Arbeitgeber bespitzelt. Danach hätten sie die Hamas über die vor Ort herrschenden Sicherheitsvorkehrungen und mögliche Anschlagsziele informiert.

Ferner behauptet Huch, die palästinensischen Zivilisten aus Gaza hätten am 7. Oktober 2023 „gemeinsam mit den Terroristen gemordet, vergewaltigt, gefoltert und entführt“. Es ist das Narrativ der Ultrarechten in Israels Regierung.

Diese schwerwiegenden Anschuldigungen, die Herr Huch gegenüber der Bevölkerung Gazas anführt, werden aber durch keinerlei Quellen belegt. Der Autor arbeitet mit billigen Unterstellungen, dreisten Lügen und geballtem Menschenhass. Dies untergräbt die Glaubwürdigkeit des Beitrags erheblich und lässt Raum für berechtigte Zweifel an der Wahrheit der dargelegten Überlieferungen.

Vorwurf der kollektiven Verantwortung

In dem Beitrag in der JA verweist Herr Huch überdies auf eine Umfrage, wonach angeblich rund zwei Drittel der Gaza-Bewohner die Ereignisse vom 7. Oktober unterstützen. Nirgends ist zu entnehmen, um welche Umfrage es sich handelt und wie diese zustande gekommen sein soll.

Noch primitiver lässt sich eine Schmähschrift nicht gestalten. Der Kommentator schließt sein Pamphlet mit dem Satz ab: „Wenn es so etwas wie kollektive Verantwortung für Verbrechen gibt, dann trifft dies auf Gazas Bevölkerung zu.“ Mit diesem Satz überschreitet Herr Huch jegliche zivilisatorischen Manieren und Grenzen.

Wenn man bedenkt, dass Huch einer der feurigsten Unterstützer der verbotenen Terrororganisation PKK in Deutschland ist, erscheinen seine Aussagen zum vermeintlichen Terrorismus umso abstruser. In den sozialen Medien teilt er regelmäßig Beiträge, die den Terror der PKK und ihrer ausländischen Ableger offen umjubeln. Huch ruft sogar zu Spenden auf, ignoriert aber die Opfer des PKK-Terrors. Spätestens hier, wenn es um Israel geht, entlarvt sich sein Heuchlertum.

Alle Zivilisten in Gaza werden zu angemessenen Zielen freigegeben

Die JA hat sich mit der Veröffentlichung dieses Meinungsbeitrags also keinen Gefallen getan. Hier wird der Eindruck erweckt, dass sich die JA hinter dieser rassistischen Schmähschrift in Deckung bringt und Hass gegenüber palästinensischen Zivilisten verbreitet. Und dass sie den tausendfachen Tod dieser Zivilisten nicht nur billigt, sondern zu relativieren versucht.

In dem Artikel werden alle palästinensischen Zivilisten zu angemessenen Zielen israelischer Bomben freigegeben: Frauen, Kinder, Babys. Sie werden unmissverständlich entmenschlicht. Das ist schon Rassismus.

Wie sich Rassismus definiert

Es gibt zwar keine universelle und völkerrechtlich-absolute Definition von Rassismus, aber die Bedeutung dieses Begriffs ist nach wie vor Gegenstand zahlreicher Debatten.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) etwa beschreibt Rassismus als „Angriff auf die universellen Menschenrechte an sich. Er verleugnet eines der Grundprinzipien der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte – nämlich, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind. Rassismus verweigert Menschen systematisch die Ausübung ihrer Grundrechte unter dem Vorwand der Hautfarbe, der ‚Rasse‘ oder ethnischen Herkunft, der nationalen oder auch der sozialen Herkunft“.

Laut AI kann Rassismus von Ausgrenzung und Diskriminierung über Apartheid und ethnischen Säuberungen bis hin zu Völkermord führen.

„Im Mittelpunkt aller Formen von Diskriminierung stehen Vorurteile, die auf Identitätskonzepten und dem Bedürfnis beruhen, sich mit einer bestimmten Gruppe zu identifizieren. Dies kann zu Spaltung, Hass und sogar zur Entmenschlichung anderer Menschen führen, weil sie eine andere Identität haben.“

Vertreibung und Ausrottung der Palästinenser

Der Ruf nach einer Kollektivbestrafung der Zivilbevölkerung Gazas ist ein weiterer Fall von Herrn Huchs Menschenverachtung. Die perfide Manipulation besitzt ferner die Absicht, allen Bewohnern Gazas die gleiche politische Meinung wie die der Hamas zuzuschreiben.

Der Beitrag des Autors verwirft zudem eine Differenzierung zwischen unschuldigen Zivilisten und bewaffneten Widerstandsgruppen. Die polarisierende Sprache des Autors trägt nicht zur konstruktiven Diskussion bei, sondern fördert eine Feindbild-Mentalität. So wird der Anschein erweckt, dass die Vernichtung der Bevölkerung Gazas eine plausible Lösung darstelle.

Der Autor vernachlässigt ferner den historischen Kontext des palästinensisch-israelischen Konflikts. Dieser aber ist entscheidend dafür, um die Ursprünge und Komplexität der Situation im Nahen Osten zu verstehen. Ohne einen angemessenen historischen Rahmen wirkt der Beitrag suggestiv.

Die Tausenden von getöteten Kindern und Säuglingen in Gaza werden mit keinem Wort erwähnt. Kritik an der israelischen Armee? Fehlanzeige! Kritik an den Menschenrechtsverletzungen? Kein Wort dazu! Kritik für die Zerstörung der zivilen Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäuser und Wohngebiete? Auf keinen Fall! Nach der Logik des Autors handelt es sich bei der zivilen Infrastruktur um terroristische Ziele.

Ein Aufruf zum Frieden, zu Dialog und Verhandlungen scheinen dem Autor nicht nötig zu sein. Die kollektive Bestrafung der Zivilbevölkerung in Gaza ist kein Gebot der Stunde, wie manch ein Aktivist oder Minister der israelischen Regierung es darstellt, sondern Rassismus, Terrorismus und Völkermord.

Stellen Sie sich nur mal vor, dass ein Kommentator einer Zeitung einen Artikel veröffentlicht, in dem behauptet wird, es gebe keine unschuldigen Juden in Israel. Muslime auf der ganzen Welt würden dazu aufgefordert werden, sich von diesen Gedanken zu distanzieren. Boykottaufrufe und Denunziationskampagnen gegen die Zeitung würden folgen. Der Journalist, Politiker, Unternehmer oder Hochschuldozent, der so eine Meinung vertreten würde, wäre noch am selben Tag seinen Job los oder müsste zurücktreten.

Solche zionistischen Narrative schaden auch den Juden, die derartige Ansichten radikaler Israelis nicht teilen. Der israelische Ex-Fußballer Aalon Mizrahi bringt es auf den Punkt: „Menschen, die zur Vernichtung und Ausrottung von Kollektiven aufrufen, tun dies nicht, weil sie sich durch ihr Jüdischsein auszeichnen. Sie tun es, weil sie als Menschen völlig, vollständig und abgrundtief versagen.”

Meinungsbeiträge geben die Ansichten des jeweiligen Autors und nicht die der Redaktion wieder. Für Anfragen wenden Sie sich bitte an: meinung@trtdeutsch.com