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Die Lage der Flüchtlinge in Bosnien und Herzegowina gestaltet sich als recht schwierig. Die Einheimischen fühlen sich von der zuständigen Regierung in Sarajevo im Stich gelassen. Keiner will sich wirklich um eine langfristige Lösung bemühen.

Teilen des Landes oder Personen, die helfen wollen, wird es verwehrt zu helfen. Bestes Beispiel ist ein Hotelbesitzer in Srebrenica, der sein Hotel Flüchtlingen zur Verfügung stellen wollte. Die Regierung, unter die Srebrenica fällt, ist die der Republika Srpska. Diese Regierung ist der Meinung, dass die Föderation sich um die Flüchtlinge kümmern muss, weil es “Muslime” sind. Derzeit wird darüber diskutiert, die Flüchtlinge auf ganz Bosnien zu verteilen und so weitere größere Lager zu verhindern. Die Mehrheit der Flüchtlinge hat aber noch nicht die Hoffnung aufgegeben, es irgendwie in die EU zu schaffen. Auch die Bürger in Bosnien würden sich wünschen, dass die EU sich endlich um die Flüchtlinge kümmert, da von der lokalen korrupten Regierung kaum Hilfe zu erwarten ist.

Hilfe vor Ort, die nicht hilft

Die EU leistet derzeit wenig Hilfe, und es gibt weiterhin die gleichen Probleme. Man setzt ausschließlich auf Hilfe vor Ort. Es wurden zwar Gelder an einige NGOs verteilt, die vor Ort helfen sollen, aber die Lage ist trotzdem aussichtslos. Die NGOs stoßen häufig auf Probleme mit den lokalen Behörden und auf heftige Proteste der Einheimischen. Die Lager sind minderwertig ausgestattet und können nicht alle Personen aufzunehmen. Viele Flüchtlinge leben in den Wäldern oder in Ruinen, die nach dem Krieg in Bosnien aufgegeben wurden. Es ist kaum Solidarität von Seiten der bosnischen Bevölkerung vorhanden. Die Flüchtlinge werden als Gefahr und als Kriminelle angesehen.

Tropfen auf dem heißen Stein

Österreich blockiert weiterhin die Aufnahme von Flüchtlingen. Auch hier setzt man, wie in allen EU-Ländern, auf Hilfe vor Ort. Einige Gemeinden in Österreich würden gerne Familien aufnehmen, die Regierung aber blockiert dies vehement. Kleine private Organisationen versuchen, alleine so viel wie möglich zu helfen, indem sie Spenden auftreiben und persönlich Hilfsgüter nach Bosnien bringen und verteilen. Dies bleibt ein Tropfen auf dem heißen Stein, solange es politisch keine Lösung gibt. Die Menschen sitzen in den Flüchtlingslagern fest, ohne Perspektive.

Man sieht kaum Einsatz von einem der europäischen Länder, um die Situation in Bosnien zu verbessern. Es gibt keine Einigung. Das Thema wird auch in den Medien immer weniger aufgegriffen, da die Coronakrise Vorrang hat. Die Flüchtlinge, die Einheimischen in Bosnien und die privaten Hilfsorganisationen sind derzeit auf sich allein gestellt.

Einzige Perspektive ist die EU.

Derzeit befinden wir uns alle inmitten einer Pandemie, die auch die Flüchtlinge bedroht. Neben der momentanen katastrophalen Lebenssituation in den Flüchtlingsunterkünften, falls die Menschen überhaupt eine haben, muss auch dieser Fakt bedacht werden. Was passiert, wenn unter den Flüchtlingen Corona ausbricht? In den Lagern gibt es keine Möglichkeit, sich zu isolieren oder sich testen zu lassen, und die hygienischen Bedingungen sind ebenfalls sehr fragwürdig.

Nur wenn genug privat Spenden gesammelt wurden, bekommen die Menschen das Nötigste zu essen sowie winterfeste Kleidung, Viele Flüchtlinge wohnen nicht in Lipa, sondern verstecken sich in den Wäldern in der Nähe der kroatischen Grenze oder haben sich anderweitig eine verlassene Unterkunft gesucht. Diese Menschen findet man nur schwer und kann daher kaum einschätzen, wie ihre Lebensbedingungen aussehen.

Falls noch hinzukommen sollte, dass im Flüchtlingslager das Virus ausbricht, sehe ich schwarz für diese Menschen. Bosnien selbst ist, was das Gesundheitssystem angeht, sehr schlecht aufgestellt. Die Menschen werden sehr wenig getestet. Personen, die sich mit Covid-19 Infizieren und erkranken, geben dies aus Angst nur selten bekannt.

Von EU-Seite sind keine Impfungen für Flüchtlinge geplant. Zudem hat Bosnien bis zum jetzigen Zeitpunkt keinen einzigen Impfstoff erhalten.

Solange die EU darauf hofft, dass sich Bosnien um die Flüchtlinge kümmert und die Schwierigkeiten vor Ort löst, werden die Probleme nur noch größer werden. Von bosnischer Seite besteht kein Interesse, die Flüchtlinge langfristig im Land zu behalten, trotz der eigenen Vorgeschichte, die das Land hatte. Lokale Politiker schüren den Hass auf und die Furcht vor Flüchtlingen und Migranten.

Die einzige humane und langfristige Lösung besteht darin, die Flüchtlinge gleichmäßig auf die EU-Länder zu verteilen und ihnen in diesen Ländern endlich eine Perspektive zu geben.

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