Merih Demiral / Foto: AA (AA)
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Die Europameisterschaft läuft mit großer Begeisterung weiter, aber leider werden politische Diskussionen in den Vordergrund gerückt. Der türkische Fußballspieler Merih Demiral wurde aufgrund seines Torjubels für zwei Spiele gesperrt. Nancy Faeser, die Bundesministerin des Innern und für Heimat, kritisierte Demiral auf Twitter wegen seines „Wolfsgrußes“ nach dem Tor gegen Österreich und erklärte: „Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel. Wir erwarten, dass die UEFA den Fall untersucht und Sanktionen prüft.“ Aber was ist der „Wolfsgruß“ überhaupt?

Was ist der „Wolfsgruß“?

Der „Wolfsgruß“ oder Bozkurt-Gruß ist ein Handzeichen, das den türkischen Nationalismus und Turkismus symbolisiert. Dieser mythische Gruß wird von Türken unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung verwendet. In dem von Nancy Faeser auf Twitter geteilten Bericht „Türkischer Rechtsextremismus - die ‚Grauen Wölfe‘ in Deutschland“ heißt es: „Auch wenn das Zeigen des ‚Wolfsgrußes‘ ein Bekenntnis zur ‚Ülkücü‘-Ideologie ist, muss nicht jeder Verwender dieses Grußes ein türkischer Rechtsextremist sein.“

In der Türkei wird dieses Zeichen oft mit der MHP und den Ülkü Ocakları in Verbindung gebracht, aber es wurde auch von Politikern verschiedener politischer Ansichten verwendet. So machte der CHP-Politiker Kemal Kılıçdaroğlu, der in Deutschland und Europa als Hoffnungsträger gegen Präsident Recep Tayyip Erdoğan galt, während der Verfassungsreform ebenfalls den Wolfsgruß. Ebenso zeigte Meral Akşener, ehemalige Vorsitzende der İYİ Partei und Unterstützerin Kılıçdaroğlus bei den Präsidentschaftswahlen, diesen Gruß.

Historische und kulturelle Bedeutung des „Wolfsgrußes“

Dieses Zeichen symbolisiert nicht den Rechtsextremismus, sondern vielmehr das Türkentum. Es ist ein Siegeszeichen, das von türkischen Khans verwendet wurde und Erfolg bedeutet. Hunnen, Kiptschaken und Petschenegen, die nach Westen zogen, verwendeten dieses Zeichen als ethnische Bezeichnung „Ich bin ein Türke“. Schon im 10. Jahrhundert erwähnt der persische Dichter Firdausi in seinem „Schahname“ Frauen, die den Wolfsgruß zeigen. In China gefundene Artefakte zeigen Statuen von türkischen Khans, die den Wolfsgruß machen. Diese historischen Belege verdeutlichen, dass dieses Zeichen im Göktürk-Zeitalter und in anderen türkischen Staaten vor dem Islam ein Siegeszeichen war. Es ist also ein Fehler, dieses Zeichen als rechtsextrem zu bezeichnen. Der Wolfsgruß ist seit über tausend Jahren ein Symbol für Türken in Anatolien, Zentralasien und vielen anderen Teilen der Welt.

Merih Demiral und die kulturelle Identität

Merih Demirals Geste ist ein Ausdruck seiner kulturellen Identität und seines nationalen Stolzes. Nach dem Spiel sagte Demiral: „Ne mutlu Türküm diyene“ – „Wie glücklich ist derjenige, der sagen kann, ich bin ein Türke“, ein Zitat von Mustafa Kemal Atatürk. Demiral betonte, dieses Zeichen trage keine rechtsextreme Botschaft, sondern zeige seine Verbundenheit mit der türkischen Kultur. Die politische Interpretation solcher Gesten im Fußball schwächt die verbindende Kraft des Sports und schränkt die persönliche Ausdrucksfreiheit der Sportler ein.

Die wahren Probleme Deutschlands

Statt künstliche Diskussionen zu schaffen, sollte Deutschland sich auf die wirklichen Probleme im Land konzentrieren. Der Rechtsextremismus nimmt zu, und es werden auf Festivals und in Schulen Lieder wie „Ausländer raus“ gesungen. Die PKK, die auf der Terrorliste der EU steht, ist in Deutschland weiterhin aktiv.

Anstieg des Rechtsextremismus und Erfolg der AfD

Deutschland sieht sich in den letzten Jahren mit einem Anstieg des Rechtsextremismus und Rassismus konfrontiert. Die AfD erreichte bei den Europawahlen 2024 über 15 Prozent der Stimmen und erzielte damit ihren größten Erfolg. Dies zeigt, dass Deutschland mit internen rassistischen Tendenzen zu kämpfen hat. Nur wenige Jahre nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bleiben Sicherheitsfragen weiterhin ungeklärt. Anstatt kulturelle Symbole von Fußballspielern ins Visier zu nehmen, sollte Deutschland sich mit den zunehmenden rassistischen und rechtsextremen Gruppen auseinandersetzen.

Der Erfolg der AfD spiegelt nicht nur wirtschaftliche und politische Probleme wider, sondern auch soziale Spannungen. Mit ihrer einwanderungsfeindlichen und islamophoben Politik verstärkt die AfD die gesellschaftliche Polarisierung und verschärft Spannungen zwischen ethnischen und religiösen Gruppen. Um diesem gefährlichen Trend entgegenzuwirken, muss Deutschland umfassendere und nachhaltigere Maßnahmen ergreifen.

Anstieg der Angriffe auf Muslime 2023

Im Jahr 2023 nahm die Zahl der Angriffe auf Muslime in Deutschland besorgniserregend zu. Ein Bericht von Claim Allianz zeigt, dass es einen deutlichen Anstieg solcher Angriffe gab. Muslimische Gemeinschaften in Deutschland sind zunehmend besorgt über die Zunahme von Hassverbrechen und Diskriminierung.

PKK-Aktivitäten in Deutschland

Trotz der Einstufung der PKK als Terrororganisation durch die EU und Deutschland sind Aktivitäten der PKK in Deutschland weiterhin präsent. PKK-Anhänger betreiben Propaganda, sammeln Spenden und setzen ihre Aktivitäten fort. Dies wirft Fragen zur Entschlossenheit Deutschlands im Kampf gegen den Terrorismus auf.

Doppelstandards vermeiden und sich auf echte Probleme konzentrieren

Die jüngsten Entwicklungen in Deutschland zeigen, wie komplex die gesellschaftlichen und politischen Dynamiken im Land sind. Der Aufstieg der AfD, die Zunahme der Angriffe auf Muslime und die Aktivitäten der PKK zeigen, dass Deutschland ernsthafte interne Probleme hat. In diesem Kontext können Ereignisse wie der Torjubel von Merih Demiral, die mit rechtsextremen Symbolen in Verbindung gebracht werden, als Versuch gewertet werden, die Aufmerksamkeit von den echten Problemen abzulenken.

Der Wolfsgruß ist ein historisches und mythisches Symbol der türkischen Kultur. Merih Demiral hat dieses Symbol verwendet, um seine nationale Identität und kulturelle Herkunft auszudrücken. Es als rechtsextremes Symbol zu bezeichnen, ignoriert den historischen und kulturellen Kontext. In der universellen Sprache des Sports sind Symbole und Gesten ein Mittel für Individuen und Gemeinschaften, ihre Identität auszudrücken.

Deutschland muss sich auf die echten Probleme konzentrieren. Rassismus, Hassverbrechen und Terrorismus sind ernste Probleme, die die soziale Harmonie und den Frieden im Land bedrohen. Ereignisse wie der Torjubel von Merih Demiral dürfen nicht dazu führen, dass die Aufmerksamkeit von diesen wichtigen Themen abgelenkt wird.

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