Das im vergangenen Dezember in Wuhan ausgebrochene Coronavirus hat sich spätestens im März auch in Europa bemerkbar gemacht. Die Ausgangsbeschränkungen haben dazu geführt, dass Menschen nun mehr Zeit in den Sozialen Medien verbringen. Doch welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Inhalte und das Verhalten in den Netzwerken? Welcher Nutzen wird daraus gezogen?
Seit März gilt die COVID-19-Erkrankung als Pandemie. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte das am 11. März. Vieles hat sich seitdem verändert. Aufgrund der Vorkehrungen sind die Menschen nun gezwungen, fast den ganzen Tag zu Hause zu verbringen. Dies führt wiederum dazu, dass mehr Zeit im Internet verbracht wird als zuvor. Nutzer von sozialen Medien passen sich dem an. Insbesondere sogenannte Influencer sind bemüht, ihre Popularität aufrecht zu erhalten, um weiterhin gewinnbringende „Follower“ anzulocken.
Vor allem jene, die mit verschiedenen globalen Marken kooperieren, sind nun gezwungen, mit begrenzten Möglichkeiten ihre Kooperationspartner kreativ zu vermarkten: egal ob es sich um eine teure Küchenmaschine, ein Luxusföhn, Klamotten oder aber auch um die Vermarktung der Artikel von kleinen Start-up-Unternehmen handelt. Doch die Antwort auf die Frage, ob während der Pandemie solche Sachen überhaupt notwendig sind, sucht man in der virtuellen Influencer-Welt vergeblich.
„Was nicht passt, wird passend gemacht“- so lautet das Motto. Alle Produkte, die vermarktet werden sollen, sind demnach, auch wenn sie auf den ersten Blick unnötig erscheinen, unbedingt notwendig. Für die Überzeugungsarbeit wird schon gesorgt. Weil die aktuelle Lage das Zusammentreffen mit Freunden, Grillpartys oder Reisen nicht zulässt, werden die Produkte einfach der aktuellen Lage angepasst dargestellt. Der Druck, der hierbei auf die Influencer von Seiten der Kooperationspartner ausgeübt wird, ist für manche sicherlich nicht nachvollziehbar. Die Vorstellung, den Kooperationspartner zu verlieren oder Popularität einzubüßen, erzeugt Druck. Das verleitet die Influencer zu mehr Kreativität.
Nehmen wir nur mal das Beispiel einer bekannten und teuren Multifunktions-Küchenmaschine, die Lebensmittel sowohl zerkleinern, mixen als auch erwärmen und kochen kann. Sie soll dem Nutzer vor allem Spaß bereiten. Und alles, was Spaß macht und Zeit spart, ist notwendig. Denn „Zeit ist Geld“ - und niemand möchte im 21. Jahrhundert, und auch nicht in der Corona-Krise, seine kostbare Zeit in der Küche verschwenden. Doch wie funktioniert die Vermarktung? Wie will man eine Maschine, die mehr als 1000 Euro kostet, an einen Otto Normalverbraucher verkaufen?
Unternehmen wissen allzu gut, aus Krisensituationen neue Möglichkeiten zu schaffen. Das Bananenbrot zum Beispiel, das üblicherweise in den USA sehr beliebt ist, wurde im Rahmen einer Marketingstrategie mithilfe der Spannweite von Instagram gekonnt in Szene gesetzt, um für das eigentliche Hauptprodukt zu werben. Influencer mit Millionen Followern haben das Bananenbrot mit dieser Küchenmaschine gebacken und das Resultat schließlich in überarbeiteter Form mit vielen Farb- und Lichteffekten auf ihrer Seite hochgeladen. Binnen kürzester Zeit wurden mehr als eine Millionen Fotos von Bananenbroten auf Instagram verbreitet. Man muss sich dabei bewusst werden, dass die Bananenbrot-Fotos nicht nur in den USA oder in Deutschland zu einem Hit wurden. Auf der ganzen Welt wurden Fotos von gebackenen Broten geteilt, wobei auch die Küchenmaschine im Rampenlicht stand.
Man kann nur erahnen, wie viel Geld die Influencer mit diesen Bildern verdient haben. Der Preis des Geräts ist hierbei natürlich zur Nebensache geworden. Denn es wird der Eindruck erweckt, dass es in Zeiten der Corona-Krise einem das Leben angenehmer macht und es daher den Preis wert ist.
Genauso funktioniert die Schleichwerbungen auch bei einer sogenannten Challange auf Instagram. Vor ein paar Tagen wurden mit dem Hashtag „pillowchallange“ mehr als 160 tausend Fotos hochgeladen. Das Prinzip ist überschaubar. Man nehme ein Kissen und nutze dieses als Kleidungsstück. Um das Outfit komplett zu machen, verwendet man Artikel des Kooperationspartners - wie z.B. eine Tasche, einen Gürtel oder Schmuck.
Zusammengefasst: Krisen werden in der Wirtschaft nicht immer nur negativ aufgefasst. Auch die Corona-Krise schafft neue Möglichkeiten zur Vermarktung von Produkten. Das kann man auch in den sozialen Medien beobachten. Das Hauptprinzip besteht darin, die Vermarktung so unterhaltsam wie möglich zu gestalten, um das Interesse potenzieller Kunden zu wecken. Ist das Interesse geweckt, hat man das Produkt schon zu 50 Prozent verkauft.
Pandemie hin oder her. Auch wenn wir eingesperrt sind und um uns herum Menschen sterben, bei der Vermarktung in den sozialen Medien zählt nur eins: die Sehnsucht der menschlichen Psyche nach Glück durch amüsante Produktvermarktung absatzsteigernd auszunutzen. Auch während der Corona-Pandemie.