Am Dienstag verstarb der türkische Schriftsteller, Denker und Dichter Sezai Karakoç im Alter von 88 Jahren. Dies teilte Präsidentensprecher Ibrahim Kalın in den sozialen Medien mit.
Auf Twitter erklärte Kalın, Karakoç sei „einer der Pioniere der türkischen Literatur“ gewesen und habe „eine Brücke zwischen traditionellem islamischem Glauben und modernen Techniken der Dichtkunst schlagen wollen“.
Finanzfachmann mit Leidenschaft für die Poesie
In seinem zivilen Beruf war Karakoç, der an der politikwissenschaftlichen Fakultät der Universität Ankara studiert hatte, Finanzfachmann und arbeitete in dieser Funktion im Finanzministerium. Zu Beginn der 1990er Jahre unternahm Karakoç auch einen kurzen Ausflug in die Politik und gründete mit der religiös-konservativen Auferstehungspartei (DİRİ-P) eine eigene Partei, die jedoch nicht an überregionalen Wahlen teilnahm.
Seine Leidenschaft blieb jedoch die Poesie. Karakoç hat das sogenannte „Peer-Gynt-Dreieck“ nach Henrik Ibsens bekanntem Theaterstück in die moderne türkische Dichtkunst eingeführt. Demnach müsse zum einen „der Dichter er selbst sein“. Um dies werden zu können, müsse er sich verwandeln.
Freude aus dem „Leben und leben lassen“
Wenn er dies bewerkstelligt habe, weil er seine Kunst liebe und sie ihm dies ermögliche, erreiche er einen Zustand der Zufriedenheit mit sich selbst – was das zweite Element des Dreiecks wäre.
Um mit sich selbst zufrieden zu sein, so lehrte Karakoç frei nach Ibsen, müsse der Dichter Freude empfinden. Diese komme wiederum „nicht vom Leben, sondern vom Leben lassen“.
Kalın erklärte in seinem Nachruf auf den 1933 in Ergani in der Provinz Diyarbakır geborenen Wissenschaftler und Künstler:
„Üstad (Meister) Sezai Karakoç hat Gottes Barmherzigkeit erreicht und hinterlässt ein beispielhaftes Leben, ein starkes Gedankengut und ein großes literarisches Vermächtnis. […] Möge Gott seine Ruhestätte himmlisch, seinen Rang hoch und seine Seele glücklich machen.“
16 Nov. 2021
TRT Deutsch
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