Prof. Dr. Şaban Teoman Duralı (TRT 2)
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Prof. Duralı wurde 1947 in Zonguldak geboren. 1973 schloss er sein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Istanbul ab und nahm 1975 dort seine Tätigkeit als Assistent auf. Er promovierte 1977 zum Thema „Das Lebewesen im zeitgenössischen Denken“, bei dem er sich auf die Philosophie der Biologie konzentrierte. Duralı, der 1978 im Rahmen eines NATO-Stipendiums ein Biotechnologie-Studium in Paris aufnahm, wurde mit der Weiterführung seiner Arbeit zur Philosophie der Biologie 1982 zunächst Assistenzprofessor und im selben Jahr außerordentlicher Professor. 1988 wurde er als Professor für Philosophie an die Penn State University in den USA berufen, nachdem er dort zuvor seine Arbeit zu „Kants apriori-Erkenntnisverständnis“ abgeschlossen hatte.

Das Leben eines großen Lehrers

Prof. Duralı hielt darüber hinaus Vorlesungen an zahlreichen Universitäten. 1992-1993 war er Gastprofessor an der International Islamic University Malaysia, 1994 bzw. 2003 am Institut für Wissenschaftsphilosophie der Universität Wien sowie 1995-1997 und 1999 am ISTAT in Kuala Lumpur. 1996 unternahm er mit finanzieller Unterstützung des Forschungsfonds der Universität Istanbul eine Forschungsreise in die zentralasiatischen Turkstaaten. Darüber hinaus war er von März bis Juni 2008 Gastprofessor an der Ruhr-Universität Bochum und hielt 2009 Vorträge in der Akademie der Wissenschaften Aserbaidschans.

Von 1977 bis 2015 gehörte er dem Lehrpersonal der Philosophischen Fakultät der Universität Istanbul an und war ebenso von 2009 bis 2016 als Dekan der Fakultät für Literatur und Naturwissenschaften der Kırklareli-Universität tätig. An derselben Universität begründete er den Fachbereich für Philosophie. Prof. Duralı verließ eigentlich nie das Rednerpult und machte selbst gewöhnliche Versammlungen zu einer Vorlesung im großen Hörsaal. Schließlich dehnte der passionierte Professor das Lehren und Dozieren auf alle Bereiche seines Lebens aus und war ein gern gesehener Moderator des auf dem türkischen Sender TRT2 regelmäßig ausgestrahlten Formats „Gespräche zur Philosophie“, wo er eigentlich Vorlesungen hielt und den Bildschirm in eine offene Universität umwandelte. Duralı, der bis zuletzt auch Vorlesungen an Philosophischen Fakultäten der Universität Istanbul, der Medeniyet Universität Istanbul und der Universität Ibn Haldun hielt, war auch Chefredakteur der Fachzeitschrift Kutadgubilig für Philosophie und Wissenschaftsforschung, benannt nach Yusuf Has Hacibs gleichnamigem Werk aus dem 11. Jahrhundert, in dem dieser als erster philosophische Texte in türkischer Sprache verfasste.

Duralı sprach Englisch, Französisch, Deutsch, Latein, Griechisch, Italienisch, Niederländisch, Spanisch, Russisch und Malaiisch. Zu den von ihm veröffentlichten Büchern gehören: „Was ist Philosophie, was Wissenschaft?“, „Metaphysik und die Anatomie der Vernunft im Fokus von Philosophie und Wissenschaft“, Erläuterungen zur Kritik der reinen Vernunft“, „Das Gilgamesch-Epos“, „Einführung in die Problematik des Lebewesen“, „Die Geburt von Philosophie und Wissenschaft“, „Zeitgenössische britisch-jüdische Zivilisation“, „Kutadgubilig - Türkisches Wörterbuch zur Wissenschaft der Philosophie“, „Was ist das Problem? Die Anatomie des Lebens”, „Die Philosophie der Biologie”, „Wissenschaft nach Aristoteles und das Problem des Lebewesens“ und „Türkentum ohne Rückgrat“. Zugleich wurden unter dem Titel „Meer und Entdeckertum“ alle seine Gedichte veröffentlicht.

Sein philosophisches Erbe

Prof. Dr. Şaban Teoman Duralı war einer der größten zeitgenössischen Philosophen der Türkei. Er war ein Name, der mit seinen Einzelwerken einerseits das türkische Geistesleben und andererseits mit seiner akademischen Arbeit die Wissenschaft der Philosophie in der Türkei prägte. Die Bedeutung seines philosophischen Erbes ist dabei nicht allein auf die Türkei beschränkt. Wie bereits erwähnt, hielt der auch international renommierte Professor, insbesondere wegen seiner fundierten Kenntnisse der deutschen Philosophie, Vorlesungen an vielen ausländischen Universitäten. Dabei ist es natürlich wichtig zu wissen, dass seine Mutter Deutsche war und er deutsch auf Muttersprachniveau sprach, woher auch seine Verinnerlichung der deutschen Philosophie bzw. die Fokussierung auf selbige rührt. Wie bereits dargelegt, leistete Prof. Duralı mit seiner Arbeit über den Philosophen Kant und seinem auf Türkisch erschienenen Werk „Anatomie der Vernunft: Erläuterungen zur Kritik der reinen Vernunft“ einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Kant auf internationaler Ebene. Darüber hinaus gelang es ihm mit seinen Arbeiten zum Verhältnis von Biologie und Philosophie, dieser ein lebendiges Denkumfeld zu eröffnen. In diesem Sinne erlangten seine Forschungen zu Aristoteles ebenso wie die zu Kant auf internationaler Ebene Aufmerksamkeit und machten ihm zum Vorreiter der türkischen Philosophie.

Prof. Dr. Şaban Teoman Duralı sah in der Philosophie nicht nur eine Gelegenheit, die oben genannten theoretischen Fragen zu diskutieren und zu interpretieren, sondern betrachtete sich als Philosoph, der sowohl nationale als auch globale Fragen aufwarf, und versuchte bis zu seinem Lebensende, seiner Verantwortung als Intellektueller gerecht zu werden. In diesem Sinne setzte er sich in seinem Werk „Türkentum ohne Rückgrat“ mit dem Türkentum sowohl als historisches als auch als gegenwärtiges Phänomen auseinander. Dabei stößt er viele Debatten zum Anspruch der Türken bezüglich ihrer Bedeutung für die Welt an und ist im Hinblick auf nationale Fragen im türkischen Denken für ein Hauptwerk verantwortlich, das inzwischen Kultstatus genießt. Er äußerte in seinen Büchern ebenso scharfe Kritik an der aktuellen Weltordnung und stellte fest, die Suche nach einem alternativen System für eine gerechte und friedliche Welt sei für die Menschheit unerlässlich.

Auch als Chefredakteur der Zeitschrift für Philosophie „Kutadgubilig“ brachte er ein in Bezug auf die Vitalität des türkischen Denkens und der internationalen Philosophie wichtiges Werk heraus. Dieses Journal wird auch weiterhin aufgelegt und kann als lebendiges Erbe von Prof. Dr. Şaban Teoman Duralı betrachtet werden. Bis zuletzt wurden seine „Philosophie-Gespräche“ auf dem türkischen Sender TRT2 von einem breiten Publikum verfolgt. Mit ihm geht ein großer Lehrer, der sich in der Verantwortung sah, die Philosophie nicht nur auf die Universitäten zu beschränken, sondern der gesamten Gesellschaft zugänglich zu machen.