Die Türkei wehrt sich erfolgreich gegen die illegale Verbringung kulturell und historisch wertvoller Gegenstände ins Ausland: So gelang es allein in den vergangenen zehn Jahren, 2.712 geschmuggelte Artefakte, die ursprünglich aus dem heutigen Staatsgebiet stammen, wieder dorthin zurückzuholen. Dies erklärte Yahya Coşkun, stellvertretender Direktor der Generaldirektion für Kulturgüter und Museen, am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu. In den vergangenen Jahren habe das Kulturministerium umfangreiche Anstrengungen veranlasst, um nach türkischen Kulturgütern im Ausland zu suchen – und damit Erfolg gehabt.
Das Gebiet der heutigen Türkei mit ihrer reichhaltigen und wechselvollen Geschichte war Heimat unterschiedlicher Zivilisationen. Dies spiegelt sich nicht zuletzt im Reichtum und in der Diversität der Artefakte wider, die sich heute noch dort befinden.
Allerdings weckt dieser kulturelle Reichtum auch die Begehrlichkeiten von Personen, die in der Türkei nach Artefakten suchen, um diese illegal außer Landes schaffen und verkaufen zu können. Die Skala der geschmuggelten Gegenstände reicht dabei von kleinen Statuen bis hin zu großen Sarkophagen. Dies sei keine neue Entwicklung: „In Anatolien blüht der Schmuggel von Artefakten bereits seit dem 17. Jahrhundert“, informierte Coşkun.
Heute sei es möglich, illegal aus der Türkei geschafften Kulturgütern an den unterschiedlichsten Orten zu begegnen, bedauert der Behördenleiter: „Hinter der Geschichte der größten Museen der Welt liegt eine dunkle Geschichte des Schmuggels.“ Gestohlene Artefakte aus der Türkei tauchten am Ende unter anderem auch auf Auktionen oder in privaten Kollektionen auf.
Auffinden von geschmuggelten Kulturgütern von höchster Priorität
Um dem Schmuggel-Unwesen ein Ende zu setzen, bemüht sich die Türkei laut Coşkun mit zunehmender Entschlossenheit und modernster digitaler Technik um das Auffinden der eigenen Kulturgüter. Dass das Interesse an der türkischen Geschichte in jüngster Zeit im In- und Ausland immer weiter zunehme, sporne diese Bemühungen zusätzlich an. Coşkun betont:
„Wir untersuchen jeden Auktionskatalog, um Artefakte aufzuspüren, die aus unserem Land geschmuggelt wurden.“
Das Kulturministerium erhalte dabei auch Unterstützung durch renommierte Historiker. Sobald sich ein aus der Türkei stammendes Kulturgut finde, beschreite Ankara umgehend den Rechtsweg.
Um eine strukturierte und mit anderen Staaten koordinierte Herangehensweise zu ermöglichen, setze die Türkei auch auf den internationalen Dialog. In diesem Zusammenhang erinnerte Coşkun an das jüngst mit den USA geschlossene Übereinkommen zur Rückgabe von Artefakten, die aus der Türkei stammen. Auch mit der Schweiz soll ein ähnlicher Vertrag abgeschlossen werden.
Im Dezember des vergangenen Jahres war eine 1700 Jahre alte Statue der anatolischen Muttergöttin Kybele aus den USA in die Türkei zurückgebracht worden. Heute kann das Kulturgut im Archäologischen Museum Istanbul näher unter die Lupe genommen werden.