Zwölf Jahre lang wurde geplant und gebaut - nun öffnet am Dienstag das Humboldt Forum seine Pforten für Besucherinnen und Besucher. Im Herzen der Hauptstadt, wo einst das Berliner Schloss und später der Palast der Republik standen, soll das Forum zu einem Zentrum für Kultur, Kunst, Wissenschaft und Bildung werden. Verbunden ist die Eröffnung aber auch mit der Debatte um Raubkunst und die deutsche Kolonialgeschichte. Die wichtigsten Fakten zu dem Forum werden im Folgenden dargestellt:
Die Ausstellungen
Zum Auftakt können im Humboldt Forum sechs Ausstellungen besucht werden - und dieser Besuch ist in den ersten 100 Tage kostenfrei. Im Erdgeschoss erzählt eine Dauerausstellung die „Geschichte des Ortes“. Andere Ausstellungen befassen sich mit Leben und Wirken der namensgebenden Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt, der Geschichte des Elfenbeins und des damit betriebenen Handels oder richten sich explizit an Kinder.
Im ersten Stock zeigt „Berlin Global“ auf 4000 Quadratmetern die Stadt als Teil einer vielfältig vernetzen Welt. Die Eröffnungsausstellung des Humboldt-Labors der Humboldt-Universität „Nach der Natur“ dreht sich um die Wechselwirkungen zwischen Klimaveränderungen und Gesellschaft.
Doch das ist noch nicht alles: Im September sollen der Westflügel und nächstes Jahr der Ostflügel mit weiteren Ausstellungen öffnen.
Das Gebäude
Für den Kulturbau wurde an drei Seiten das einstige Berliner Stadtschloss originalgetreu nachgebildet. Das Schloss entstand als Wohnsitz der preußischen Könige und späteren deutschen Kaiser, wurde im Zweiten Weltkrieg aber schwer beschädigt und 1950 in der DDR gesprengt. Die Spree-Seite und das Innere des neuen Gebäudes gestaltete der italienische Architekt Franco Stella. Der Bau kombiniert auf der Spreeinsel in der Historischen Mitte Berlins barocke und zeitgenössische Architektur. Auf mehr als 40.000 Quadratmetern ist dabei nun Platz für Veranstaltungen und die Ausstellungen der beteiligten Museen und Stiftungen.
Kosten und Bauzeit
Im Jahr 2009 machte die damalige schwarz-rote Koalition im Bundestag nach jahrelangen Diskussionen den Weg für den Wiederaufbau des Stadtschlosses frei. Nach dem Abriss des noch auf der Fläche stehenden und in der DDR errichteten Palasts der Republik wurde von 2012 bis 2020 am neuen Gebäude gebaut. Ursprünglich wurden dafür 552 Millionen Euro bewilligt. Im Projektverlauf wurde das Humboldt-Forum jedoch immer teurer, sodass nun mit bis zu 683 Millionen gerechnet wird. Das Land Berlin trägt davon 32 Millionen Euro. Daneben haben sich auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger beteiligt - 105 Millionen Euro sammelte ein Förderverein ein.
Kolonialgeschichte und Raubkunst
„Die Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Kolonialität“ sei eines der Kernthemen des Humboldt Forums, sagte Generalintendant Hartmut Dogerloh anlässlich der Eröffnung. Darüber war in jüngster Zeit wieder eine intensive Debatte entbrannt. Denn in das rekonstruierte Preußenschloss ziehen auch die Sammlungen des ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst ein - manche Kritiker sehen schon darin einen Ausdruck von Kolonialismus.
Zahlreiche der Exponate aus Asien, Afrika, Amerika gelangten zudem wohl als Raubkunst in die Sammlungen. So sollen die berühmten Benin-Bronzen, Kunstschätze aus dem früheren Königreich Benin, aus Plünderungen stammen. Etwa 440 davon befinden sich im Besitz des Ethnologischen Museums. Die ersten Benin-Bronzen sollen im kommenden Jahr an Nigeria zurückgegeben werden.