Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, spricht während einer Pressekonferenz in Caracas am 21. Juni 2019. (AFP)
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Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf wirft Ländern vor allem in Europa und in Nord- und Lateinamerika Rassismus gegen Menschen mit afrikanischen Wurzeln vor. Jahrhundertelange Gewalt und Diskriminierung hätten staatliche Strukturen hervorgebracht, in denen Schwarze durch Polizei und Ämter, Gesetze, Verordnungen und Einstellungen systematisch benachteiligt werden, hieß es am Montag in einem mit Spannung erwarteten Bericht. Dieser strukturelle Rassismus werde bis heute weitgehend abgestritten. Länder müssten sich den Folgen des Sklavenhandels und des Kolonialismus endlich stellen und um Wiedergutmachung kümmern.

Tod von George Floyd als Anlass für Bericht
„Der jetzige Zustand ist unhaltbar“, sagte die Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet. „Ich rufe alle Länder auf, Rassismus nicht mehr abzustreiten, sondern abzubauen.“ Kleine Anpassungen reichten nicht, Systeme müssten grundlegend reformiert werden.
Der Bericht geht auf einen Beschluss des UN-Menschenrechtsrats nach dem gewaltsamen Tod des schwarzen Amerikaners George Floyd zurück. Floyd starb im Mai 2020 nach einer Festnahme, bei der ein Polizist mehr als neun Minuten auf dem Hals des am Boden liegenden Mannes kniete. Der Polizist wurde wegen Mordes zweiten Grades zu mehr als 22 Jahren Haft verurteilt. In zu vielen ähnlichen Fällen werde aber kaum jemand zur Rechenschaft gezogen, heißt es in dem Bericht. Menschen mit afrikanischen Wurzeln in Armut
In vielen Ländern seien Menschen mit afrikanischen Wurzeln sozial, wirtschaftlich und politisch an den Rand gedrängt. Vor allem in Nord- und Lateinamerika und Europa lebten unverhältnismäßig viele von ihnen in Armut und hätten es schwer, grundlegende Menschenrechte wie etwa auf Bildung, Gesundheitsdienste, Arbeit, angemessenen Wohnraum und sauberes Wasser durchzusetzen.
Stereotype entstünden teils schon in der Kindheit, wenn Lehrerinnen und Lehrer Kindern mit afrikanischen Wurzeln weniger zutrauten als anderen und diese auf Bildungswege lenkten, die ihnen weniger Chancen einräumten. Wenn es um Leistung gehe, würden Schwarze oft nur in Bereichen wie Sport, Musik und Tanz erwähnt. Als herabwürdigend wird in dem Bericht auch eine Aussage von Ex-US-Präsident Donald Trump kritisiert, der Teilnehmer an Protesten gegen Rassismus als „kranke und geistesgestörte Anarchisten und Agitatoren“ bezeichnet hatte.

Am Rande von Protesten war es mancherorts jedoch tatsächlich zu Ausschreitungen gekommen, als sich Anhänger politisch extremer Gruppen unter die Kundgebungsteilnehmer gemengt hatten. Die USA hatten in der Ära Trump den UN-Menschenrechtsrat verlassen, weil sie diesem Ideologisierung, Einseitigkeit, Korruption und eine Dominanz durch Länder vorwarfen, die selbst systematisch Menschenrechte verletzten.

Deutsche Bundesregierung gelobt
Es gebe in verschiedenen Ländern Wiedergutmachungsinitiativen, aber nicht genug, heißt es in dem Bericht. Lobend erwähnt wird etwa, dass die Bundesregierung vor kurzem die Gräueltaten der deutschen Kolonialmacht an den Volksgruppen der Herero und Nama im heutigen Namibia als Völkermord anerkannt hat und offiziell um Vergebung bitten will. Deutschland will die Nachfahren in den kommenden 30 Jahren mit 1,1 Milliarden Euro unterstützen.

dpa