Der Bundesvorsitzende des Dachverbandes Tafel Deutschland, Jochen Brühl, mahnt den Staat zur Versorgung Bedürftiger. Eigentlich seien die Angebote der Tafeln als zusätzliche Unterstützung gedacht, sagte Brühl dem Kölner Bistumsportal „domradio.de“ in einem am Samstag veröffentlichten Interview: „Aber wir erleben zunehmend, dass wir auch in eine Situation geraten, wo wir auch versorgen sollen.“
Das aber sei überhaupt nicht die Aufgabe der Tafeln. „Unsere Aufgabe ist es zu unterstützen“, betonte Brühl und fügte hinzu: „Da muss sich der Staat auch selbst noch mal hinterfragen lassen, in welcher Verantwortung er ist.“
Angesichts der gestiegenen Nachfrage und zurückgehender Lebensmittelspenden blickt der Tafel-Chef kritisch auf die nächsten Wochen. „Die Helfenden sind inzwischen schon über ihre Grenzen gegangen“, sagte er. 82 Prozent der Tafeln in Deutschland hätten einen Aufnahmestopp verhängt, sie könnten „keine Kunden mehr zusätzlich dazunehmen, weil sie das nicht schaffen“.
Mehr als 60 Prozent der Helferinnen und Helfer sagen laut Brühl, dass sie psychisch mit der ganzen Situation so belastet sind, dass sie nicht mehr könnten. „Wir wollen nicht, dass jemand hungrig ohne Lebensmittel nach Hause geschickt wird“, sagte er: „Das ist für uns belastend.“
4 Dez. 2022
epd
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