Photo: Privatfoto: Gülşen Kurt (Privatfoto: Gülşen Kurt)
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Die 23-jährige Studentin Gülşen Kurt soll an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg von einem Professor rassistisch beleidigt worden sein. Der Rechtsanwalt Fatih Zingal berichtete von dem Fall seiner Mandantin am Freitag in den sozialen Medien. Demnach soll ein Professor der Uni Ende Mai in einer Vorlesung zur Studentin gesagt haben, sie repräsentiere mit ihrem Kopftuch „Islam-Faschisten“. Außerdem soll der Professor folgenden Vergleich gezogen haben: „Ich würde auch keine Rechtsextremen mit Hakenkreuz hier sitzen lassen.“ Das Kopftuch sei wie ein Mittelfinger gegen die Gesellschaft.

In die Diskussion soll sich später eine Kommilitonin der Studentin eingeschaltet haben. Doch der Professor soll wütend entgegnet haben: „Ich kann sagen, was ich will.“ Sie und andere Studenten verließen daraufhin aus Protest den Hörsaal und verfassten eine Beschwerde.

In einer WhatsApp-Gruppe meldete sich der Professor nach der Veranstaltung erneut zu Wort. Den Chatverlauf teilte der Rechtsanwalt Zingal in den sozialen Netzwerken. Demnach schrieb der Professor, Kurts „Kleidung ist Ausdruck einer Geisteshaltung, die den Grundwerten unseres Landes widerspricht“. Es spiele keine Rolle, ob Kurt das auch so sehe oder nicht. Schließlich trage er auch keine Uniform einer Neonazi-Organisation, betonte der Professor laut Chatverlauf. Er behauptete zudem, ultrareligiöse Menschen in Deutschland hätten Recep Tayyip Erdoğan bei der Präsidentschaftswahl gewählt.

Als Reaktion auf die Beschwerde empfahl der Dekan der Hochschule der muslimischen Studentin, sie solle sich für einen anderen Kurs entscheiden. Denn gegen den Professor könne die Universität nichts unternehmen. Schließlich unterrichte er seit 20 Jahren an der Uni. Außerdem wolle man keine Verbreitung des Themas in den sozialen Medien.

Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (Archivbild) (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg)

Auf Anfrage von TRT Deutsch teilte die Pressestelle der Hochschule mit, sie nehme den Vorfall sehr ernst. Unmittelbar nach dem Vorfall sei die Hochschulleitung tätig geworden. Laut Pressesprecherin Daniela Greulich seien bereits Gespräche mit allen Beteiligten geführt worden. Weitere Maßnahmen zur Klärung des Sachverhaltes seien geplant.

Der aktuelle Fall stellt offenbar keine Ausnahme dar. Auch während einer früheren Studienreise in Frankreich soll der Professor rassistische Äußerungen getätigt haben. „Was ist das hier für ein Ort? Soll das ein Dschungelcamp für Professoren sein?“, soll er mit Blick auf eine Gruppe Schwarzer Menschen gefragt haben.

Die Hochschule wirbt auf ihrer Internetseite mit dem Slogan „Vielfalt leben heißt für uns, Andersartigkeit wertzuschätzen und faire Bedingungen zu schaffen“.

TRT Deutsch