In der Schweiz ist außerhäusliche Betreuung für Kleinkinder ein Luxus. Schätzungen zufolge gibt es im Land rund 3200 Kitas. Um den tatsächlichen Bedarf zu decken, würden mindestens 5000 gebraucht, schreibt der „Spiegel“ am Sonntag. Ein Kitaplatz koste monatlich bis zu 2800 Franken – also rund 2600 Euro.
Für öffentliche Kitas seien Gemeinden und Kantone zuständig. So stehe in Zürich etwa für 86 Prozent der Kinder unter vier Jahren ein Betreuungsplatz zur Verfügung. Die Stadt subventioniere gut ein Drittel der Plätze. Daher müssen Familien für den Rest der Kosten oft selbst aufkommen. Im Vergleich sei die Schweiz damit, so das Magazin, eines der „familienfeindlichsten Länder in Europa“.
In der französischen Schweiz seien die Kosten zwar niedriger, dafür stünden dort derzeit rund 1000 Familien auf der Kitawarteliste. In Genf müssten Eltern für ein Kitaplatz maximal 1300 Franken im Monat bezahlen, da Kitas stärker subventioniert werden. Die hohen Gebühren zwinge Familien dazu, unbezahlten Urlaub zu nehmen oder auf ein Einkommen zu verzichten. Viele Familien beschäftigen daher zu Niedriglöhnen Nannys ohne Papiere aus Lateinamerika oder von den Philippinen.
Schweiz: Mütter entscheiden, ob sie arbeiten wollen
Kinder zu bekommen sei eine private Entscheidung, deren Kosten nicht in erheblichem Maße auf andere Steuerzahler abgewälzt werden sollten. Das erklärte Nadja Umbricht Pieren, Familienpolitikerin der rechtsnationalen Schweizer Volkspartei (SVP), im „Spiegel“-Interview.
In Österreich hätten Familien das große Privileg, entscheiden zu können, ob die Mutter zu Hause bleibt oder arbeiten gehen will. Andere Länder hätten vielleicht mehr Elternzeit und günstigere Kitas. Dafür bliebe Eltern aber dort wegen der hohen Steuern fast keine andere Wahl, als in Vollzeit zu arbeiten.
In der Schweiz liegt die Geburtenrate mit 1,48 Kindern pro Frau sogar noch unter dem EU-Durchschnitt. Die Bevölkerung der Schweiz wachse nur noch, weil Menschen zuwandern.
Laut Bundesamt für Statistik bekommen die meisten jungen Erwachsenen nur ein Kind. Ein Grund dabei sei, dass 75 Prozent der Akademikerinnen in der Schweiz fürchten, Kinder wirkten sich negativ auf ihre Karriere aus.