Türkischstämmige Bürger in Hessen reagieren mit Unverständnis auf das Vorhaben der CDU- und Grünen-Fraktion, das Fremdsprachenangebot an den Schulen unter Ausschluss der türkischen Sprache zu erweitern. Die „Initiativplattform der Türkischen Vereine und Verbände Hessen“ (HTDIP) sprach am Mittwoch in einem offenen Brief von „offensichtlicher Diskriminierung“.
Am 2. Juni hatte der Kulturpolitische Ausschuss des Bundeslandes einen Entschließungsantrag beider Fraktionen angenommen. Demnach soll „das Angebot der 2. und 3. Fremdsprachen an Hessens Schulen um Polnisch, Chinesisch, Portugiesisch und Arabisch" ausgeweitet beziehungsweise eingeführt werden. Dies soll schrittweise für den gymnasialen Bildungsgang sowie für die Realschulen erfolgen. Ein vergleichbarer Antrag der SPD-Fraktion, „häufig gesprochene Herkunftssprachen“ wie unter anderem Türkisch „dauerhaft als zweite oder dritte Fremdsprache“ anzubieten, war am selben Tag abgelehnt worden.
Verbände fordern Türkisch als Fremdsprache an Schulen
Die türkischen Verbände erklärten dazu: „Zutiefst bedauern wir (...), dass Türkisch in dem Antrag keinen Platz findet“. Es wird darauf hingewiesen, dass Türkisch in Hessen die am weitesten verbreitete Herkunftssprache sei. Mehr als 400.000 türkischstämmige Menschen leben in dem Bundesland, so die Erklärung der HTDIP. „Sieht die hessische schwarz-grüne Landesregierung die Sprache Türkisch nicht als einen wichtigen Bestandteil der vielfältigen Gesellschaft in Deutschland, in Hessen und in der globalisierten Welt an?“
Die türkischen Vereine warnen vor negativen Konsequenzen auf die Integration. Diese „abwertende Haltung der hessischen Landesregierung gegenüber Türkisch“ könne zudem dazu führen, dass die emotionale Beziehung der Türkischstämmigen zum Land Hessen Schaden nimmt.
Offensichtliche Diskriminierung?
Des weiteren erinnern die Verbände an die Petition „Herkunftssprache an hessischen Schulen aufwerten“ aus dem Jahr 2018, die von etwa 20.000 Bürgern unterzeichnet worden ist. „Dass nun nach über zwei Jahren eine Aufwertung erfolgt, jedoch die türkische Sprache gänzlich unberücksichtigt, gar ignoriert wird, kann von der türkischen Community nur als offensichtliche Diskriminierung angesehen werden“, so die Kritik.
Die HTDIP fordert von der hessischen Landesregierung, ihr Vorhaben zu überdenken und Türkisch als zweite und dritte Fremdsprache an den Schulen anzubieten. „Nur durch eine gelungene Partizipationspolitik können wir gemeinsam die zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen meistern und unsere gemeinsame Zukunft in Hessen friedlich gestalten.“
Kritik vom türkischen Bildungsattaché
Kritik kam auch vom Bildungsattaché des Türkischen Generalkonsulats in Frankfurt, Dr. Bora Başaran. Er teilte TRT Deutsch mit, dass die Grundrechte der Türkischstämmigen nicht beachtet würden, obwohl sie „generationenübergreifend“ dem Fortschritt Deutschlands beitrügen. Die türkischstämmige Bevölkerung mache zudem den größten Anteil unter allen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland aus. Er fordert den hessischen Landtag auf, den Antrag zu überarbeiten und Türkisch in die Liste der Fremdsprachengebote aufzunehmen.