Symbolbild. 7. Oktober 2021, Wien, Österreich: Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf seinem Weg zu einem Gespräch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Kurz steht wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck, sein Koalitionspartner, die Grünen, sehen ihn als handlungsunfähig an. (Others)
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Ensemblemitglieder des Wiener Burgtheaters haben am Samstag aus den Chat-Nachrichten von Ex-Kanzler Sebastian Kurz mit den von der Staatsanwaltschaft in Wien Verdächtigten vorgelesen. „Damit Sie sich selbst ein Bild von all den Vorgängen machen können“, hieß es in der Ankündigung. Der Direktor des Burgtheaters, Martin Kušej, ist für das von der Zeitung „Der Standard“ initiierte Projekt zuständig.
Die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSta) hatte vergangene Woche Razzien im Kanzleramt und in der Zentrale der konservativen Kanzlerpartei ÖVP durchgeführt. Kurz und neun andere Personen stehen im Verdacht, mit Steuermitteln positive Medienberichte erkauft und geschönte Umfragen bestellt zu haben. Kurz bestreitet die Vorwürfe. Er trat jedoch auf Druck der mitregierenden Grünen zurück und übergab sein Amt dem bisherigen Außenminister Alexander Schallenberg.

Lesung mit gespaltener Kritik

Zahlreiche User in den sozialen Medien lobten die Aufführung des Burgtheaters: „Tolle Initiative des #Burgtheaterensemble“, befand eine Twitter-Userin. „Erschreckende Politik oder geniale Kunst? Beides!“, ein anderer Nutzer.

So machte die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) eine Anspielung auf den in Österreich berühmt gewordenen Spruch „Wos woa mei Leistung“. Der Spruch stammte vom Parteikollegen des wegen Korruption verurteilten Ex-Finanzministers Karl-Heinz Grasser, der damit ein Honorar mit einer erfundenen Leistung begründete. SZ schrieb: „Das Theater muss sich nach dieser Lesung die Frage gefallen lassen, wo seine Leistung war.“

Noch härter ging das ÖVP-nahe Onlinemedium „Exxpress.at“ mit der Lesung ins Gericht. Es sprach von einem „Skandal“ und dass eine „Grenze des Erträglichen“ überschritten worden sei. Es handle sich um ein „Vorverurteilungs-Stück“, das an die Schauprozesse der Französischen Revolution erinnere. Mehr zum Thema: Neue Chats belasten Sebastian Kurz bei Falschaussage-Verdacht

TRT Deutsch und Agenturen