Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will Gewalt gegen Frauen stärker zum Thema machen. Dies sei keineswegs nur ein Problem in bildungsfernen Kreisen, sondern „Männer aus allen Schichten schlagen Frauen“, sagte Paus der Zeitschrift „Bunte“. „Gewalt gegen Frauen gibt es keineswegs nur am Rande der Gesellschaft, sondern auch in der Mitte, das zieht sich durch alle Milieus und Gruppen“, sagte die Ministerin.
Eine Ursache sieht Paus darin, dass immer noch zu viele Männer glauben würden, „dass Frauen ihnen gehören“. Dies führe zu Gewalt bis hin zu Femiziden, also Tötungsdelikten an Frauen durch ihre Männer und Ex-Partner. „Männer sind oft gekränkt und ertragen es nicht, wenn Frauen sie verlassen wollen. Dabei ist das ein Menschenrecht. Frauen werden umgebracht, weil sie Frauen sind und zu einem Ding, einer Sache degradiert werden“, kritisierte die Grünen-Politikerin.
Jede dritte Frau erlebt einmal im Leben Gewalt
In Deutschland hat jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben physische und/oder sexualisierte Gewalt erlebt. Bei körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch den aktuellen oder früheren Partner war es jede vierte Frau. Dies geht aus dem Bericht „Kriminalistische Auswertung Partnerschaftsgewalt 2021“ hervor.
„Jede Stunde erleiden durchschnittlich 13 Frauen Gewalt in der Partnerschaft. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Expartner eine Frau zu töten. Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch ihren derzeitigen oder vorherigen Partner. Das ist die Realität. Realität ist auch, dass viele Gewaltopfer Angst haben, sich Hilfe zu holen“, sagte Paus.
UN Woman: 305 Frauen Opfer von Mord oder Totschlag
Nach Angaben von UN Women wurden in Deutschland 305 Frauen im Jahr 2021 Opfer von (versuchtem) Mord oder Totschlag in einer (Ex-)Partnerschaft. Dabei bleibe die Zahl der Femizide unbekannt, da Tatmotive nicht genügend ermittelt würden, heißt es in dem Bericht der UN-Organisation. Es müsse zudem von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.
UN Woman kritisiert, dass in Deutschland Probleme und strukturelle Ursachen wie hierarchische Geschlechterverhältnisse oftmals nicht erkannt würden. Gewalt gegen Frauen werde meist als „Familien- oder Beziehungsdrama“ individualisiert und verharmlost. Bei Anzeigen stellten die Gerichtsverfahren selbst eine große Belastung dar. Es komme nur selten zu einer Verurteilung des Täters und wenn, dann falle die Strafe meist gering aus.