07.06.2021, Bayern, Kaufbeuren: Ein Stofftier liegt vor einer Wand, an welcher der Putz abgeblättert ist (gestellte Szene). (dpa)
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Eine Mutter soll ihren siebenjährigen Sohn im ersten Corona-Lockdown schwer misshandelt haben - ihr werden Schläge mit einer Thermoskanne und Essensentzug als Strafe vorgeworfen. Die Frau soll dem Kind nicht genügend zu essen gegeben, es eingesperrt und potenziell lebensgefährlich verletzt haben. Ab Montag (9.30 Uhr) muss die Frau sich dafür vor dem Landgericht Hildesheim verantworten.
Der 60-Jährigen aus Sarstedt wird schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt (Az.: 14 KLs 17 Js 22765/20). Hintergrund waren laut Staatsanwaltschaft Überforderung und Ärger während der pandemiebedingten Schulschließung.
Bei den Ermittlungen kam nach Angaben eines Gerichtssprechers aber auch heraus, dass die Angeklagte ihren heute erwachsenen älteren Sohn zwischen 2004 und 2007 ebenfalls misshandelt haben soll. In drei Fällen soll sie ihren damals 12- bis 15-jährigen Sohn verletzt und hungern gelassen haben. Diese Fälle sind mit angeklagt.
Im Fall des Siebenjährige wurde das Jugendamt eingeschaltet, als das Kind am ersten Tag nach dem Lockdown im Juni 2020 in der Schule krankgemeldet wurde. Die Mutter ließ die Behördenmitarbeiterin aber nicht in ihre Wohnung. Laut Anklage sollen Polizeibeamte das abgemagerte Kind in einem Schrank entdeckt haben. Der Junge wog demnach nur noch 13,8 Kilogramm.
Schon vor der Schulschließung im März soll er auffällig klein und dünn gewesen sein und Mitschüler um Essen gebeten haben. Die Angeklagte soll ihren Sohn außerdem zu Hause mit Schlägen mit einer Thermoskanne am Kopf verletzt haben.
Für den Prozess sind zunächst vier Verhandlungstage angesetzt. Am ersten Tag sollen bereits Zeugen gehört werden. Das Urteil könnte, gibt es keine Verzögerungen im Verhandlungsplan, am 21. Juni gesprochen werden.
Im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der Gewaltdelikte gegen Kinder gestiegen. Wie das Bundeskriminalamt Ende Mai mitteilte, wurden sowohl mehr Fälle von Misshandlung Schutzbefohlener als auch mehr Fälle von sexualisierter Gewalt registriert. Experten gehen davon aus, dass der Anstieg auch mit der Pandemie zusammenhängt: Normalerweise werden Verdachtsfälle oft von Kitas oder Schulen gemeldet - diese hatten wegen Corona aber monatelang geschlossen.

dpa