Nach der Messerattacke von Würzburg am Freitagnachmittag findet heute eine Gedenkfeier für die Opfer statt. Gleichzeitig läuft noch die Handyauswertung des Tatverdächtigen. (dpa)
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Nach der tödlichen Messerattacke von Würzburg wird es am Sonntagnachmittag im Kiliansdom der Stadt eine Gedenkfeier für die Opfer geben. Daran wollen neben dem katholischen Würzburger Bischof Franz Jung auch Vertreter weiterer Religionsgemeinschaften und des öffentlichen Lebens teilnehmen, wie Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) mitteilte. Erwartet werden bei der Zeremonie der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, die evangelische Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Vertreter der muslimischen Gemeinden.

Anhaltspunkte für psychische Krankheit, aber auch extremistische Gesinnung Der Kiliansdom liegt nicht weit vom Ort des Geschehens am Barbarossaplatz mitten in der Würzburger Innenstadt. Bei dem Angriff am Freitagnachmittag hatte ein Somalier drei Frauen in einem Kaufhaus getötet - Jahrgang 1939, 1972 und 1996. Auf der Straße und in einer nahe gelegenen Bank verletzte der Tatverdächtige danach laut Polizei sechs Menschen schwer und einen leicht. Zwischenzeitlich machten die Ermittler unterschiedliche Angaben zur Anzahl der Verletzten und deren Identität. Warum der 24-Jährige die Menschen angriff, die er offensichtlich gar nicht kannte, ist bisher noch nicht geklärt. Womöglich ist der Migrant psychisch krank. Die Ermittler prüfen aber auch, inwiefern extremistische Einstellungen zur Tat beigetragen haben könnten.

Handyauswertung läuft - OB warnt vor Pauschalbezichtigungen

So werten die Beamten derzeit beispielsweise ein Handy aus, das in der Würzburger Obdachlosenunterkunft des Angreifers entdeckt worden war. „Die Auswertungen dauern einfach, erfahrungsgemäß mehrere Tage“, sagte ein Ermittler. „Das muss jetzt alles übersetzt und bewertet werden.“ Der Somalier sitzt in Untersuchungshaft. Er war nach dem Verbrechen von der Polizei angeschossen und festgenommen worden. „Die Verbrechen Einzelner sind aber niemals auf Bevölkerungsgruppen, Religionen, Staatsangehörigkeiten zurückzuführen“, warnte Oberbürgermeister Schuchardt in einem offenen Brief an die Würzburger. „Auch wir Deutsche wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht pauschal verurteilt. Genauso wenig gilt dies jetzt für Somalier oder generell Geflüchtete. Dieses Schubladendenken muss ein Ende haben.“

„Amoklage“ macht Delegierung der Ermittlungen erforderlich Das bayerische Landeskriminalamt übernahm in Zusammenarbeit mit der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat. Die Übergabe an die übergeordneten Behörden erfolge, weil es sich um eine „Amoklage“ gehandelt habe, erklärte Würzburgs Leitender Oberstaatsanwalt Frank Gosselke. Der 24-Jährige war schon vor der Tat polizeibekannt. Er soll im Januar bei einem Streit in einer Obdachlosenunterkunft zu einem Messer gegriffen und damit gedroht haben, dieses gegen Mitanwesende zum Einsatz zu bringen, wie Behördenleiter Wolfgang Gründler von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg sagte. Worum es bei der Auseinandersetzung mit Mitbewohnern und Verwaltern ging, sagte er nicht. Verletzt worden sei niemand. Die Polizei leitete aber ein Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung und Beleidigung ein, der Somalier kam zunächst vorübergehend in eine Psychiatrie. Das Verfahren laufe weiter, ein psychiatrisches Gutachten steht demnach noch aus.

dpa