Im Zusammenhang mit den Missbrauchsserien in Lügde, Bergisch Gladbach und Münster liegt die Zahl der im Internet vernetzten Tatverdächtigen offenbar noch deutlich höher als zunächst angenommen. Die vor einem Jahr abgegebene Schätzung von mehr als 30.000 digitalen Täteridentitäten sei „zu zurückhaltend“ gewesen, erklärte der nordrhein-westfälische Justizminister Peter Biesenbach (CDU) am Dienstag. Tatsächlich gehe er nun von „im fünfstelligen Bereich“ mehr digitalen Nutzern aus.
Die Täter und Unterstützer von Kindesmissbrauch agierten oftmals „ohne jegliche Scheu und ohne jegliche Tarnung im normalen Internet“, sagte Biesenbach. Die Ermittlungen einer nach Bekanntwerden des Missbrauchskomplexes Bergisch Gladbach eingerichteten Taskforce richten sich nach Angaben des Justizministeriums mittlerweile gegen 1800 Beschuldigte in 1600 Verfahren.
Die Menge an beschlagnahmtem kinderpornografischem Material stelle die Ermittler vor „ungeheure Herausforderungen“, sagte Biesenbach. Um die Daten möglichst schnell auszuwerten, setzt die NRW-Justiz künftig auf eine künstliche Intelligenz, die eine Erstbewertung der Bilder und Videos vornehmen soll. Eine schnelle Bewertung sei vor allem wichtig, sollten in den Daten Hinweise auf „aktuelle Missbrauchssituationen“ verborgen sein.
In Nordrhein-Westfalen waren Ermittler drei großen Missbrauchsserien auf die Spur gekommen. Beim Komplex Bergisch Gladbach geht es um ein Netzwerk aus Tätern, die Kinder missbrauchten und untereinander in Chats kinderpornografisches Material austauschten. Auch der jahrelang unentdeckt gebliebene Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde und ein Missbrauchskomplex in Münster lösten bundesweit Entsetzen aus.
25 Mai 2021
Kinderpornografie in NRW: Deutlich mehr Tatverdächtige im Internet
Vor einem Jahr wurde im Zusammenhang mit einem pädophilen Online-Netzwerk, das in NRW aufgeflogen war, von mehr als 30.000 möglichen Beteiligten ausgegangen. Mittlerweile geht der Justizminister von einer noch höheren fünfstelligen Zahl aus.
AFP
Ähnliche Nachrichten
Rechtsrock-Konzert in Neumünster von Polizei verhindert
Polizei verhindert Rechtsrock-Konzert in Neumünster: Nachdem rund 400 Teilnehmer aufgefordert wurden, das Gelände zu verlassen, griffen einige Rechtsradikale die Einsatzkräfte mit Stühlen und Bierdosen an. Bundespolizisten aus Hamburg rückten an.
Selbe Kategorie
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.