Die zwei größten österreichischen Städte sind nach Ansicht von Expats - also von Firmen ins Ausland entsandten Fach- oder Führungskräften - sehr lebenswert, doch fällt die Eingewöhnung hier schwer. Graz landete auf dem 11. und Wien auf dem 16. Platz des 66 Städte umfassenden „Expat City Ranking 2020“ mit mehr als 15.000 befragten Personen. Der erste Rang ging an Valencia. Das Podest komplettieren mit Alicante und Lissabon ebenfalls iberische Städte.
Wien überzeugt durch seine besonders hohe Lebensqualität
Wien wird von den befragten Expats zwar hinsichtlich der beiden Indizes Lebensqualität und Eingewöhnung besser als Graz eingestuft, doch schneidet die steirische Landeshauptstadt bei den Lebenserhaltungskosten, dem Wohnungsmarkt sowie dem Berufsleben besser ab. So belegt Graz den 5. Platz in der Kategorie „Sichere Arbeitsplätze“ und den 10. Platz bei „Work-Life-Balance“. Vier von fünf befragte Expats in Graz halten demnach ihren Arbeitsplatz für sicher und beinahe ebenso viele erachten ihre Arbeitszeiten als positiv. Im Index „Lebensqualität“ (5. Platz) besticht Graz durch den öffentlichen Nahverkehr, der von 96 Prozent der Expats positiv bewertet wird. Auch die Umweltqualität wird von den Befragten hochgradig geschätzt (92 Prozent). Wien überzeugt im „Expat City Ranking“ des in München ansässigen Netzwerks InterNations durch seine besonders hohe Lebensqualität (2. Platz). Diesbezüglich muss sich die Bundeshauptstadt lediglich dem Gesamtsieger Valencia geschlagen geben. Der öffentliche Nahverkehr wird wie schon in Graz herausragend positiv eingestuft (96 Prozent). Aber auch die Umwelt (89 Prozent) und die medizinische Versorgung (86 Prozent) werden von den Expats geschätzt.
Expats halten Wiener für unfreundlich gegenüber ausländischen Personen
Zu den schlechtesten Städten muss sich Wien wie bereits im Vorjahresranking hinsichtlich der Freundlichkeit zählen. Lediglich Salmiya in Kuwait und Prag schneiden desaströser ab. 37 Prozent der Befragten bewerten die Freundlichkeit der Bevölkerung in Wien im Allgemeinen negativ. Der weltweite Durchschnitt beträgt zum Vergleich 17 Prozent. Noch mehr Expats (42 Prozent) halten Wiener für unfreundlich gegenüber ausländischen Personen. Doch auch in Graz fällt ausländischen Fachkräften die Eingewöhnung schwer. Zwar wird die Bevölkerung etwas freundlicher als in Wien bewertet (50. Platz), doch lassen sich hier besonders mühsam Freundschaften und soziale Kontakte knüpfen (60. Platz). So kommt es, dass vier von zehn befragte Expats in Graz mit ihrem Sozialleben unzufrieden sind. „Es ist nicht einfach, Freunde zu finden. Österreicher neigen dazu, unter Österreichern zu bleiben und sprechen weder viel noch gerne Englisch“, meinte ein Expat aus Südafrika.
Valencia landet auf dem ersten Platz
Sehr zufrieden dürften entsandte Fach- und Führungskräfte auf der iberischen Halbinsel sein. Immerhin befinden sich fünf der zehn bestbewerteten Städte dort. Im Vorjahresranking dominierten noch ostasiatische Städte. Valencia sicherte sich den ersten Platz durch seine herausragende Lebensqualität und die verhältnismäßig niedrigen Lebenserhaltungskosten (jeweils 1. Platz). Aber auch das lokale Klima (2. Platz) und die Freizeitangebote (4. Platz) werden geschätzt. In der zweitplatzierten Stadt Alicante fühlen sich die Befragten dagegen rasch wie zu Hause und finden leicht neue Freunde.
Besonders schlecht lebt es sich für Expats offenbar in Salmiya in Kuwait. Egal ob Lebensqualität, Eingewöhnung oder Arbeitszufriedenheit: Die Stadt schneidet nicht gut ab. Einen Lichtblick stellt für die dorthin Entsandten die Wohnungssuche dar. Hier belegt Salmiya den 44. Platz und entflieht damit haarscharf dem untersten Drittel. Aber auch Rom (65. Platz), Seoul (64. Platz) und Mailand (63. Platz) werden von den Umfrageteilnehmern nicht mit Lob überhäuft.
Um in das „Expat City Ranking“ von InterNations aufgenommen zu werden, musste eine Stadt eine Mindeststichprobengröße von 50 Teilnehmern aufweisen. Schlussendlich fanden 66 Städte Eingang in das Ranking. Im vergangenen Jahr wurden noch 82 Städte anhand der Themenblöcke Lebensqualität, Eingewöhnung, Berufsleben und Finanzen sowie Wohnungsmarkt miteinander verglichen. Die Daten wurden im März 2020 erhoben und damit noch kurz bevor zahlreiche Länder aufgrund der Corona-Pandemie Lockdowns verhängten. Insgesamt nahmen mehr als 15.000 Expats an der Umfrage teil, die in 181 Ländern und Territorien weltweit leben und 173 Nationalitäten repräsentieren, so das in München ansässige Netzwerk InterNations, das seit 2017 Teil der Xing-Betreiberfirma New Work SE ist.