Rassismus und Antisemitismus bleiben in der Bundeshauptstadt weiterhin Teil des Alltags. So ist die Zahl der Fälle von Diskriminierung 2021 in Berlin im Vergleich zum Jahr davor deutlich gestiegen. „1000 Fälle mehr im Vergleich zu 2020 ist für uns ziemlich viel“, sagte Kati Becker vom Berliner Register am Dienstag in Berlin. Die Dokumentationsstelle habe für 2021 insgesamt 4841 Fälle erfasst, darunter Beleidigungen, Körperverletzungen oder Fälle von Propaganda. Pro Tag habe es im Durchschnitt 13 Vorfälle gegeben.
Struktureller Rassismus schlägt sich in Zahlen nieder
Besonders stark sei die Zahl der Fälle von Propaganda gestiegen, sagte Becker. Der Berliner Register habe insgesamt 700 Vorfälle mehr erfasst. „Das hat ganz stark damit zu tun, dass 2021 noch Pandemie war. Es sind neue Narrative entstanden, die zu diesem Anstieg geführt haben“, so die Einschätzung der Expertin.
Zudem seien auch deutlich mehr Fälle struktureller Benachteiligung erfasst worden, hieß es weiter. „Hier hat sich die Zahl von 140 auf 400 mehr als verdoppelt“, sagte Becker. 86 Prozent dieser Fälle seien rassistisch motiviert. „Wir sprechen hier von Diskriminierung in der Schule, auf dem Wohnungsmarkt oder am Arbeitsplatz“, ergänzte Becker.
Mehr Beratungsangebote steigern die Meldebereitschaft
Insgesamt sei einzig die Zahl der Angriffe nicht angestiegen, ergänzte Becker. „Das kann aber durch eine datenschutzbedingte Untererfassung erklärt werden“, sagte sie. Der starke Gesamtanstieg der Zahlen sei auch darauf zurückzuführen, dass es mehr Beratungsangebote gebe: „Die Angebote wachsen und nur so erfahren wir von mehr Vorfällen.“
Ziel der Berliner Register ist es, ein Gesamtbild zu den Fällen von Diskriminierung zu erstellen. Hierbei arbeiten die Registerstellen in verschiedenen Bezirken der Hauptstadt unter anderem mit Initiativen und Beratungsstellen zusammen.