Die Ampel-Koalition treibt ihre Pläne zur begrenzten Legalisierung von Cannabis voran. / Photo: DPA (dpa)
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Die Koalition treibt ihre Pläne zur begrenzten Legalisierung von Cannabis voran: Das Bundeskabinett will am Mittwoch über die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beraten, den Kauf und Besitz von Cannabis ab 18 Jahren unter bestimmten Auflagen freizugeben. Weltweit zeichnete sich in den vergangenen Jahren eine Tendenz hin zur Entkriminalisierung von Cannabis ab. Ein Überblick:

Deutschland

Die rechtliche Situation von Cannabis in Deutschland ist komplex. Der Anbau, Handel und Besitz von Cannabis sind grundsätzlich verboten. Der reine Konsum hingegen ist nicht strafbar. Die Strafverfolgung von geringen Mengen zum Eigenbedarf liegt im Ermessen der Behörden und variiert je nach Bundesland. Die medizinische Verwendung von Cannabis ist seit 2017 unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt.

Laut des epidemiologischen Suchtsurveys 2021 haben fast 4,5 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren (8,8 Prozent) mindestens einmal innerhalb der vergangenen 12 Monate Cannabis konsumiert. Damit ist Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland.

Die Lebenszeitprävalenz, also der Anteil der Menschen, die mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis probiert haben, liegt bei 23,1 Prozent. Der Konsum ist vor allem bei jungen Erwachsenen verbreitet: 19,4 Prozent der 18- bis 25-Jährigen haben in den vergangenen 12 Monaten Cannabis konsumiert. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer der Cannabis konsumierenden Personen über 18 Jahren noch viel höher ist.

EU-Länder

Die Niederlande sind quasi ein Klassiker in Sachen Cannabis: Seit 1976 sind Besitz, Konsum und Verkauf von bis zu fünf Gramm in „Coffee Shops“ geduldet. Anbau und Verkauf im großen Stil sind verboten, in diesem Bereich sind vor allem kriminelle Banden tätig. Die Niederlande waren 2003 auch das erste EU-Land, das die medizinische Verwendung von Cannabis erlaubte. Mittlerweile ist der medizinische Gebrauch der Droge in rund 30 Ländern weltweit erlaubt.

In Spanien wird der Anbau für den Eigenbedarf in privaten Räumen toleriert. Der Handel und der Konsum in der Öffentlichkeit sind verboten.

Das Nachbarland Portugal entkriminalisierte im Jahr 2001 den privaten Konsum und Besitz von begrenzten Mengen der Droge. Konsumenten können aber mit einem Bußgeld belegt werden, das sie durch eine Suchtbehandlung umgehen können.

Malta erlaubte Ende 2021 den Besitz von bis zu sieben Gramm Cannabis und den Anbau von bis zu vier Pflanzen für Bürger ab 18 Jahren. Ab sieben Gramm und bis zu 28 Gramm riskiert der Verbraucher eine Strafe in Höhe von 100 Euro. Der Konsum in der Öffentlichkeit und vor Minderjährigen bleibt verboten.

In Luxemburg ist der Anbau und Konsum kleiner Cannabis-Mengen für den Freizeitgebrauch in privater Umgebung seit Juni erlaubt. Pro Haushalt dürfen vier Cannabispflanzen angebaut werden.

Lateinamerika

Die kleine Republik Uruguay 2013 legalisierte den Anbau, den Vertrieb und den Konsum von Cannabis. An die Drogen kommen Konsumenten auf drei Arten: über den Anbau zuhause für den Eigenbedarf, als Mitglied in einem Cannabis-Club oder durch den Kauf in einer Apotheke. Marihuana kaufen darf aber nur, wer in Uruguay lebt.

In Mexiko entkriminalisierte der Oberste Gerichtshof im Juni 2021 den Freizeitgebrauch von Cannabis. Im Mai 2022 lockerte das Land dann die Kriterien für den Besitz. In Peru darf Marihuana für den privaten Gebrauch genutzt werden.

Nordamerika

In den USA verbietet das Bundesrecht den Anbau, den Verkauf und die Verwendung von Cannabis. Der Freizeitgebrauch wurde jedoch in 19 Bundesstaaten legalisiert. Im vergangenen Herbst begnadigte US-Präsident Joe Biden all jene, die auf Bundesebene wegen einfachen Cannabis-Besitzes verurteilt worden waren.

Kanada legalisierte im Oktober 2018 Cannabis für den Freizeitgebrauch. Die Gesetzgebung beschränkt den persönlichen Besitz auf 30 Gramm und vier Pflanzen pro Haushalt. Es obliegt den Provinzen, den Verkauf in zugelassenen staatlichen oder privaten Geschäften zu organisieren.

Afrika

In Südafrika erklärte 2018 das höchste Gericht ein Gesetz für verfassungswidrig, das den Konsum und den Anbau von Cannabis zuhause verbietet. Das Urteil entkriminalisiert jedoch weder den öffentlichen Gebrauch der Droge noch seine Vermarktung.

TRT Deutsch und Agenturen