Wie läuft der Warntag ab?
Gegen 11.00 Uhr löst das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) über das sogenannte Modulare Warnsystem des Bundes eine Probewarnung aus. Dies wird mit Hilfe sogenannter Warnmultiplikatoren durchgeführt.
Dabei handelt es sich um Warnappbetreiber wie die vom BBK unterstützte Warnapp Nina, um Hilfs- und Rettungsdienste oder Medien, insbesondere Fernseh- und Radiosender. Aber auch Unternehmen wie die Bahn oder Betreiber digitaler Anzeige- und Stadtinformationstafeln gehören dazu. Diese sind verpflichtet, die Warnungen zu veröffentlichen.
Die von den Behörden vorformulierten Warnmeldungen werden dann sofort im Radio gelesen, auf Medienseiten im Internet eingespielt, erscheinen als Pushnachricht auf Smartphones oder auf rund 7900 Anzeigentafeln im Stadtbild und an Bahnhöfen.
Zusätzlich aktivieren örtliche Katastrophenschutzbehörden bei Bedarf ihre Warnsysteme - etwa Sirenen oder Lautsprecherwagen. Gegen 11.45 Uhr erfolgt die Entwarnung - außer über Cell Broadcast. Kommunen können sich freiwillig beteiligen.
Wozu dient der Warntag?
Mit dem bevorstehenden Warntag sollen die für Not- und Katastrophenfälle zur Verfügung stehenden Warnsysteme geprüft und technische Abläufe getestet werden. Der Stresstest der Warnsysteme soll Schwachstellen aufdecken. Der Warntag ist zugleich eine Übung, um Menschen mit den Abläufen bei behördlichen Alarmierungen vertraut zu machen und für das Thema zu sensibilisieren.
Die Bedeutung von Warnsystemen wurde im Sommer 2021 bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen deutlich, als Menschen nicht rechtzeitig über die drohende Gefahr informiert wurden. Danach kam es zu einer breiten Debatte über Verbesserungen in Gang.
Der Bund fördert unter anderem mit fast 90 Millionen Euro den Ausbau des Sirenennetzes. Zudem wurde ein bundesweites System für sogenanntes Cell Broadcasting aufgebaut. Darüber werden SMS-Kurznachrichten mit offiziellen Warnungen direkt an alle Handys verschickt, die mit dem Mobilfunknetz verbunden sind.
Was genau ist Cell Broadcast?
Der Mobilfunkdienst ermöglicht das massenhafte Versenden von Warnnachrichten über das Mobilfunknetz direkt aufs Handy. Der Dienst funktioniert ohne App. Voraussetzung ist, dass das jeweilige Betriebssystem auf dem aktuellsten Stand ist, außerdem muss das Handy eingeschaltet bleiben und darf nicht im Flugmodus sein.
Ältere Geräte können Cell-Broadcast-Nachrichten zum Teil nicht empfangen. Die Nachrichten sind außerdem relativ kurz und können nur rudimentäre Informationen vermitteln. Cell Broadcast gehört mittlerweile neben WarnApps und Sirenen zu den reichsten und effektivsten Warnmitteln.
Wird die Wirksamkeit des Warntags überprüft?
Ja, zeitgleich mit dem Warntag startete eine Umfrage. Bürger können auf der Webseite www.warntag-umfrage.de ihre Erfahrungen mit der Probewarnung teilen. Erfragt wird beispielsweise, ob die Betreffende die Probewarnung über Cell Broadcast empfing, im Radio oder über einen anderen Kanal hörte. Die Umfrage endete am 19. September. Das BBK wertet die Daten aus und veröffentlicht später einen Bericht.
Wie liefen die bisherigen Warntage?
Der erste bundesweite Warntag im September 2020 endete im Desaster, weil sich die zentrale Testwarnung des BBK um 30 Minuten verzögerte. Der damalige Behördenchef Christoph Unger musste seinen Hut nehmen, die Behörde wurde neu ausgerichtet.
2021 fiel der Warntag wegen der noch andauernden Verbesserungen der Alarmsysteme nach den Pannen des Vorjahres und den Erfahrungen bei der Flutkatastrophe im Sommer aus.
Beim Warntag am 8. Dezember 2022 wurden nach Angaben des BBK dann mehr als 90 Prozent der Menschen in Deutschland über mindestens einen Warnkanal erreicht. Erstmals großflächig erprobt wurde vor zwei Jahren auch das neue Cell-Broadcasting-System, das auf Anhieb 54 Prozent der Menschen erreichte. Beim Warntag 2023 waren dies bereits 72 Prozent. Insgesamt wurden 96 Prozent der Menschen im vergangenen Jahr über irgendeinen Kanal erreicht.