Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) hat ihren neuen Jahresbericht zur Lebenslage von Wohnungslosen publiziert. Für das Berichtsjahr 2020 übermittelten laut Mitteilung vom Montag 235 Mitgliedseinrichtungen mehr als 41.900 anonymisierte Falldaten. „73 Prozent aller erfassten Hilfesuchenden sind akut wohnungslos“, sagte Werena Rosenke, die Geschäftsführerin der BAG W. Die Untersuchung „verdeutlicht den Handlungsbedarf, den wir auf Seiten von Politik und Verwaltung sehen“.
„Wohnungsnot und Wohnungslosigkeiten gehören zu den größten Problemen in Deutschland. Und die Situation verschärft sich weiter“, sagte Rosenke. Susanne Hahmann, Vorsitzende der BAG W, sagte: „Der Nationale Aktionsplan zur Überwindung von Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 muss jetzt in Gang gesetzt werden, um den drastischen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen entgegenzuarbeiten.“
Im diesjährigen Schwerpunktteil des Berichts würden Gesundheit und medizinische Versorgung der Obdachlosen und von Obdachlosigkeit bedrohten Menschen genauer betrachtet. Demnach ist der gesundheitliche Zustand vieler Klientinnen und Klienten prekär. Der Zugang zu medizinischer Versorgung sei für viele Menschen in Wohnungsnot oftmals erschwert. Besonders für vulnerable Klienten müsse aber „Schutz und Versorgung gerade in einer Pandemie unbedingt zu gewährleisten sein“. Rund 25 Prozent der Betroffenen hat keinen oder nur unzureichenden Krankenversicherungsschutz.
Von den bereits Wohnungslosen haben den Daten zufolge mehr als die Hälfte (52 Prozent) die Wohnung aufgrund von Kündigungen und Räumungsverfahren verloren oder drohen sie zu verlieren. 15 Prozent nannten Zwangsräumungen als Grund für den Wohnungsverlust – wegen Schulden (64 Prozent), Eigenbedarf (6 Prozent) oder anderer Probleme (30 Prozent). „Der systematische Ausbau präventiver Hilfeangebote ist notwendig“, sagte Rosenke.
29 Aug. 2022
Bundesarbeitsgemeinschaft: Lage Wohnungsloser verschärft sich
Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe verschärft sich die Lage der Obdachlosen in Deutschland. Zudem sei der gesundheitliche Zustand vieler Klienten prekär. Deshalb fordert sie Politik und Verwaltung zur Gegensteuerung auf.
epd
Ähnliche Nachrichten
Inflation-Umfrage: Immer mehr Deutsche fühlen sich in der Existenz bedroht
Während ein geringer Teil der Bevölkerung die Auswirkungen der Inflation nicht spürt, bangen viele andere um ihre Existenz. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor. Jeder Dritte muss demnach auf sein Erspartes zurückgreifen – so lange es geht.
Selbe Kategorie
Mehr als 400.000 internationale Studierende in Deutschland
Eine Umfrage zeigt: Im Vergleich zum vergangenen Wintersemester sind derzeit mehr ausländische Studenten an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels sei das eine gute Nachricht, findet DAAD-Präsident Mukherjee.
Studie: 57 Prozent der jungen Menschen in Europa fühlen sich einsam
Wie stark ist das Einsamkeitsgefühl der jüngeren Generation? Die Bertelsmann-Stiftung ist dieser Frage nachgegangen und kommt zu folgendem Ergebnis: Mehr als die Hälfte der jungen Europäer fühlt sich einsam. Am stärksten sind Franzosen betroffen.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.