Der Mitherausgeber des „Europäischen Islamophobie-Reports“, Enes Bayraklı, hat vor einem erstarkten Rechtsextremismus in Europa gewarnt. „Die extreme Rechte ist zur Normalität geworden“, sagte Bayraklı im Interview mit der Nachrichtenagentur Anadolu. Ein Beispiel dafür sei die AfD in Deutschland, die im Bundestag vertreten sei, „was vor 20 bis 30 Jahren undenkbar gewesen wäre“. Bayraklı arbeitet auch als Dozent an der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul.
Das politische Spektrum in Europa habe sich insgesamt weiter nach rechts verschoben. Das werde etwa daran deutlich, dass selbst in den linken Parteien immer mehr flüchtlingsfeindliche und anti-muslimische Stimmen laut würden. Es sei gefährlich, „dass die etablierten Parteien den Diskurs der rechtsextremen Parteien übernehmen“.
Bayraklı kritisierte, dass Muslime in manchen europäischen Ländern sogar zu einem Sicherheitsproblem erklärt würden. Islamophobie werde dadurch zu einer alltäglichen Erfahrung in europäischen Gesellschaften.
Der türkische Akademiker monierte zudem, dass islamfeindliche Vorfälle nicht gesondert erfasst würden, sondern als Hassverbrechen. Im Gegensatz dazu werde Antisemitismus als separate Kategorie geführt – „und die entsprechenden Statistiken werden am Ende des Jahres veröffentlicht“.
Der umfangreiche Islamophobie-Report wird von Bayraklı und Farid Hafez herausgegeben. Hafez ist Politikwissenschaftler an der Georgetown University. Der Bericht erscheint seit 2015 jährlich.