29.05.1993, Nordrhein-Westfalen, Solingen: Das bei dem Brandanschlag zerstörte Haus der türkischen Familie Genc in Solingen. (dpa)
Folgen

Der Rechtsanwalt Fatih Zingal hat den Brandanschlag von Solingen am 29. Mai 1993 als „schlimmsten und schrecklichsten rassistischen Angriff seit der Gründung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnet. Der rechtliche Ausgang der Verurteilung von vier Rechtsextremisten habe die Öffentlichkeit nicht zufriedengestellt, erklärte der bekannte Anwalt am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu. Bei dem Mordanschlag auf ein Zweifamilienhaus, der sich am kommenden Sonntag zum 29. Mal jährt, starben fünf Menschen türkischer Abstammung.

„Alle Täter sind aus dem Gefängnis und wandeln inzwischen unter uns“, kritisierte der Rechtsanwalt und verwies auf die Milde der Gerichtsurteile. Bei dem Anschlag starben fünf türkische Einwanderer, darunter drei Kinder. Weitere 17 Menschen erlitten zum Teil bleibende Verletzungen. „Angesichts des Ausmaßes der begangenen Straftaten waren die meisten Menschen der Meinung, dass die Strafen nicht ausreichten.“

Drei Männer im Alter zwischen 16 und 23 Jahren, die das Haus aus rassistischen Motiven angezündet hatten, wurden dafür zu Freiheitsstrafen zwischen 10 und 15 Jahren verurteilt. Zwei der Täter wurden wegen guter Führung vorzeitig entlassen, bevor sie ihre volle Haftstrafe verbüßt hatten. Zingal: Dem Gerichtsverfahren fehlte es an Transparenz

Der Preis für diesen schrecklichen rassistischen Angriff hätte nicht nur 15 Jahre betragen dürfen, betonte Zingal. Das Gerichtsverfahren in diesem Prozess hätte laut Zingal zudem transparenter durchgeführt und die Öffentlichkeit angemessen informiert werden müssen. „Einige hatten den Eindruck, dass dieser Fall vertuscht werden sollte“, fügte der Anwalt hinzu.

Zingal argumentierte, dass es mehrdimensionaler und langfristiger Strategien bedarf, um rassistische Anschläge wie in Solingen, Mölln und Hanau zu verhindern. Vor allem müsse sich die Medienberichterstattung über Minderheiten ändern. „Solche Morde passieren nicht von heute auf morgen. Türken und Muslime werden von den Medien negativ dargestellt“, so Zingal. Das deutsche Publikum werde davon negativ beeinflusst. Dadurch wachse ein Groll gegen Ausländer, Türken und Muslime. Dieser Groll und Hass entwickelten sich mit der Zeit zu Rhetorik. „Dann werden diese Diskurse zu Taten und solche Morde werden begangen.“

TRT Deutsch