Der Aachener Karlspreis ist am Samstag an den rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis verliehen worden. Der 62-Jährige wird laut Direktorium für sein Engagement für „Einigkeit, gegenseitige Anerkennung und Versöhnung in Europa“ und als „Streiter für die europäischen Werte“ geehrt. Die Preisverleihung war eigentlich im vergangenen Jahr geplant, aber wegen der Corona-Pandemie verschoben worden.
Iohannis: „Gemeinsames, abgestimmtes Handeln“ ist unentbehrlich
„Der Preis hat für mich und für die Bürger Rumäniens, die heute gleichzeitig auch Bürger der Europäischen Union sind, eine herausragende Bedeutung“, sagte Iohannis bei der Zeremonie vor rund 350 Gästen im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Er betonte die Bedeutung gemeinsamer europäischer Aktion auf allen Feldern, besonders aber in der Bildung und der Aufrechterhaltung demokratischer Werte. Besonders die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass „gemeinsames, abgestimmtes Handeln unentbehrlich ist“. Die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen würdigte Iohannis in ihrer Festansprache als einen „wichtigen Mittler und Brückenbauer zwischen west- und osteuropäischen Gesellschaften“. Der rumänische Präsident sei „ein mutiger Macher, der die Menschen mitnimmt, indem er ihnen etwas zutraut und ihnen vertraut“. Mit Blick auf Europa sagte Keupen, dieses sei „nach wie vor ein fragiles Gebäude, das es zu beschützen gilt“. Als dringliche Aufgabe forderte die Oberbürgermeisterin ein drastischeres Umsteuern hin zu mehr Klimaschutz. „Wir müssen jetzt handeln und wir müssen vor allem mutig handeln“, sagte sie weiter. Auch Iohannis bekannte sich zu einem „beschleunigten Übergang zu einer grünen Wirtschaft“.
„Im heutigen Europa gibt es weder Zentrum noch Peripherie“
EU-Ratspräsident Charles Michel würdigte in seiner Rede ebenfalls die Verdienste von Iohannis um die Einigung Europas. „Im heutigen Europa gibt es weder Zentrum noch Peripherie. Keine alten oder neuen Mitglieder“, hob er hervor. Michel drängte besonders auf eine Stärkung der EU auch im Bereich der Verteidigung.
Iohannis wurde 1959 in Sibiu/Hermannstadt im Westen Rumäniens geboren. Er gehört der Minderheit der Siebenbürger Sachsen an und bezeichnet sich selbst als „ethnischer Deutscher und rumänischer Staatsbürger“. Im Jahr 2000 wurde er zum Bürgermeister seiner Heimatstadt gewählt und danach mehrfach in diesem Amt bestätigt. Seit 2014 ist er Staatspräsident Rumäniens.
Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen Europas. Er wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich in führender Position um die europäische Einigung verdient machen. Zuletzt wurde der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, 2019 mit dem Preis ausgezeichnet.