von Ali Özkök & Burcu Karaaslan
Robert Amsterdam lebt in Ottawa, Kanada und ist seit 1980 als Anwalt international tätig. Er gründete die Anwaltskanzlei Amsterdam & Partners mit Büros in Washington und London. Außerdem ist er Autor des Buches „Empire of Deceit“, in dem es um die Machenschaften der „Fetullahistischen Terrororganisation“ (FETÖ) und deren Geldeintreibungs- und Einflussoperationen geht.
TRT Deutsch hat mit Robert Amsterdam über die Machenschaften des globalen Gülen-Netzwerkes gesprochen.
In den Jahren vor und nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 hatte es die türkische Regierung geschafft, wichtige Finanzierungsquellen der FETÖ auszutrocknen. Trotzdem war die Gruppe in der Lage, Gelder aus dem Land zu schaffen. Wie viel wissen Sie über den Umfang und Verbleib dieser Vermögenswerte?
Das kriminelle Gülenisten-Netzwerk bewegt Vermögen in der ganzen Welt. Und das tun sie größtenteils in Form von Bargeld. Sie betreiben ziemlich massive Geldwäsche durch ihr Netzwerk aus Charter-Schulen in den Vereinigten Staaten und gesponserten Schulen in Afrika und Europa. Also wir waren in der Lage, einige dieser Gelder aufzuspüren. Sicherlich bei weitem nicht alle, aber wir haben mit den Strafverfolgungsbehörden zusammengearbeitet - besonders in den Vereinigten Staaten, wo es einige Erfolge gegeben hat, wenn es darum geht, gegen einige der betrügerischen Operationen der Gülen-Organisation vorzugehen. Wie Sie vielleicht wissen, haben wir ein 700-seitiges Buch veröffentlicht mit dem Titel „Empire of Deceit“. In diesem werden viele dieser Verbrechen in den USA umrissen. Derzeit bereiten wir uns darauf vor, in Kürze den zweiten Teil von „Empire of Deceit“ zu veröffentlichen.
Sie haben in den letzten Jahren immer wieder geholfen, organisierten Betrug oder Bereicherungskartelle mit gülenistischem Hintergrund im Umfeld von Charter Schools aufzudecken? Welche Rolle spielte dieses System im Kontext der globalen finanziellen Reorganisation der FETÖ?
Traurigerweise eine große Rolle - denn während die Türkei und andere Regierungen es geschafft haben, hart durchzugreifen, waren die Vereinigten Staaten bis zu einem gewissen Grad blind, taub und stumm gegenüber den Aktivitäten dieser Organisation. Sie haben zugelassen, dass diese Charter-Schulen weiterhin von der US-Regierung finanziert werden und beschämenderweise Geld aus den Bildungsbudgets für einige der ärmsten Minderheiten in den Vereinigten Staaten stehlen konnten.
Gibt es irgendwelche Hinweise auf laufende oder neue Projekte, die die FETÖ-Aktivitäten in Zukunft finanzieren werden? Und was denken Sie, was die Prioritäten des Netzwerks in den nächsten Jahren sein werden?
Nun, die Prioritäten des Netzwerks liegen natürlich auf der Nachfolge. Die Gülen-Organisation wird einen Übergang überstehen müssen, der bereits stattgefunden hat, weg von Gülen. Sie versuchen aggressiv, ihre Lobbyarbeit auszuweiten. Dazu benutzen sie verschiedene Berühmtheiten, die Mitglieder ihrer Sekte sind, wie den Basketballspieler Enes Kanter in den USA, um negative Botschaften in Bezug auf die Türkei zu verbreiten. Sie sind sehr engagiert und benutzen das Geld, das sie durch den Diebstahl von amerikanischen Studenten erhalten haben, zu ihrem politischen Vorteil in den Vereinigten Staaten. Ich muss die Leute immer darauf hinweisen, dass es keine politische Partei in der Türkei gibt, die Gülen unterstützt. Gülen ist kein politischer Akteur in der Türkei. Und seine politischen Aktivitäten sind einfach dazu da, den Betrug und die Täuschung seiner Organisation zu fördern.
Innerhalb weniger Jahre hat es die FETÖ geschafft, wichtige Bereiche des türkischen Staates zu unterwandern. Wie viel Vorbereitung und wie viel finanzielle sowie personelle Unterstützung braucht es dafür? Und sollten andere Staaten ähnliche Ambitionen fürchten?
Ich denke, dass vor allem Westeuropa auf die Bedrohung aufmerksam werden muss, genauso wie Afrika. Und diese Staaten sollten unsere Bücher lesen und daraus eine Lehre ziehen, was den Betrug und die Täuschung angeht, die diese Organisationen betreiben, bei ihrem Versuch, sich einzuschleichen und die politische Kontrolle zu erlangen. Diese streben sie sogar in bestimmten afrikanischen Ländern wie Mosambik und Sambia an - ganz zu schweigen von Nigeria oder Südafrika. Die Gülenisten können eine große Bedrohung sein.
Welche Schritte sollte die türkische Regierung nun priorisieren, um zu verhindern, dass sich die FETÖ in der Türkei oder der türkischen Diaspora neu organisiert?
Sie machen einen sehr effektiven Job, aber sie müssen noch mehr tun und wir müssen noch weiter und härter verbreiten, dass die FETÖ sowohl eine kriminelle als auch eine terroristische Organisation ist – und dass ihre massive Geldwäsche das Gefüge von Bildung und Regierungsarbeit in den Ländern, in denen sie operiert, verschmutzt und schwächt.